Rückgang nach Boom-Jahren
Fahrradmarkt in Österreich kehrt zur Normalität zurück
Auch in Österreich ist nach dem überproportionalen Wachstum des Fahrradmarktes in den Jahren 2021 und 2022 wieder eine stückweite Normalität eingekehrt. Dies spiegelt sich in den soeben von der ARGE Fahrrad veröffentlichten Marktzahlen für das Jahr 2023.
Fahrradhersteller haben im Jahr 2023 insgesamt 421.204 Fahrräder an den österreichischen Sport- und Fahrradfachhandel verkauft. Das sind 17 % weniger als im Vorjahr. Der Umsatz daraus ging um 15 % zurück auf 1,18 Mrd. EUR. Das ist zwar ein deutlicher Rückgang, trotzdem war dieser Wert in der Vergangenheit nur einmal höher als im vergangenen Jahr 2023. Wie in Deutschland auch
velobiz.de berichtete
gab es in Österreich eine Premiere: Erstmals wurden stückzahlmäßig mehr E-Bikes an den Handel verkauft als unmotorisierte Fahrräder. Im Erwachsenenbereich liegt der Marktanteil bereits bei 62 %, über alle Kategorien hinweg sind es 52 % E-Bikes. ARGE-Sprecher Hans-Jürgen Schoder erklärt dazu: „In den Jahren 2020, 2021 und 2022 lag die Absatzmenge auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau." Und weiter: „Dieses überproportionale Wachstum ist insbesondere durch pandemiebedingte Nachholeffekte entstanden und hat zu hohen Lagerbeständen im Handel 2022 und 2023 geführt. Infolgedessen wurden 2023 weniger Fahrräder von der Industrie an den Handel verkauft. Dadurch lassen sich jedoch keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Nachfrage nach Fahrrädern im Handel ziehen. Diese ist weiterhin sehr hoch und kann durch die gut gefüllten Lager auch sehr gut gedeckt werden. Der Sport- und Fahrradfachhandel berichtet mit einigen Ausnahmen von zufriedenstellenden Verkaufs- und Umsatzzahlen.“
Bei den Zahlen ins Detail geht Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich und Geschäftsführer des VSSÖ. Nendwich erklärt: „2023 wurde der Kauf von (E-)Falträder erstmals im Rahmen der E-Mobilitätsoffensive gefördert.“ Außerdem sagt er: „Der Erfolg dieser Maßnahme ist auch bei den Verkaufszahlen der Fahrradindustrie an den Sport- und Fahrradfachhandel bemerkbar: 2023 wurden über 8.000 (E-)Falträder verkauft. Damit hat sich die Nachfrage innerhalb eines Jahres verdoppelt (+105%).“ Die Nachfrage nach Falträdern ohne elektrischen Antrieb ist höher: 68 Prozent der verkauften Falträder waren nicht-elektrisch.“ Stückzahlenmäßige Verkaufsrenner waren vollgefederte E-Mountainbikes (55.800 Stück) und E-Trekkingräder mit STVO-Ausstattung (85.000 Stück). Eine weitere interessante Zahl: Der Durchschnittspreis (UVP) im Sport- und Fahrradfachhandel betrug im vergangenen Jahr 4.056 EUR. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 lag dieser Wert bei rund 2800 EUR.
Neben E-Bikes entwickeln sich auch andere Kategorien positiv: Unter den nicht-elektrisch betriebenen Fahrrädern sind die Modellkategorien Falträder (+39%), Cyclecross und Gravel (+20%) und Rennräder (+10%) am stärksten gewachsen. Ein Wachstum, das auch in den nächsten Jahren anhalten wird und welches sich im Faltradsegment auch durch die Kaufprämie erklären dürfte, die Käufer in Anspruch nehmen können.
„Fahrradfahren erfreut sich allgemein hoher Beliebtheit“, schließt Schoder ab. „Unsere Händler berichten Positives von den ersten drei Monaten dieses Jahres, insbesondere über die Osterverkäufe. Die Lagerbestände müssen erst abgebaut werden, spätestens 2025 rechnen wir aber mit einer Stabilisierung des Fahrradmarktes auch für die Industrie.“
Das Cargobike-Segment ist stückzahlenmäßig noch vergleichbar klein. Trotzdem steck hier viel Dynamik im Markt. „Insgesamt wurden etwa 5.530 (E-)Transportfahrräder verkauft. Nur etwa 470 Stück davon waren ohne elektrischen Antrieb ausgerüstet (-14%). Demnach sind über 90 Prozent der Transportfährräder mit elektrischem Antrieb ausgestattet (+19,8%). Der Durchschnittspreis für ein E-Lastenrad lag 2023 bei 5.620 EUR. Aktuell werden bis zu 900 EUR beim Neukauf durch die E-Mobilitätsoffensive gefördert.
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