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Immer mehr Elektronik in der Werkstatt:

Fit für den E-Bike-Boom?

E-Bikes und immer mehr Elektronik am Fahrrad stellen die Werkstatt vor neue Aufgaben. velobiz.de Magazin fragte Händler, inwieweit Sie hierfür bereits gerüstet sind?

Andreas Ehrhardt, Die Radgeber / Mainz

Die Radgeber betreiben eine der größten Werkstätten in Mainz mit einer Kapazität von rund 4000 Aufträgen im Jahr.
Dabei sind die E-Bikes mit Bosch und Panasonic unkompliziert. Updates laufen problemlos, Fehlerdiagnosen sind schnell erstellt. Trotzdem bleibt uns auch dann nur der Austausch der Baugruppen. Diese sind für uns Black-Boxes. Motoreinheit oder Display ersetzen, Akkus austauschen, mehr ist da nicht drin.
Ganz anders sieht es bei anderen Antriebsherstellern aus. Bei BionX geht man auf Fehlerjagd, bricht verklebte Akkugehäuse auf, um Sicherungen zu ersetzen oder schließt Platinen mit Büroklammern »kurz«. Bei Updates wird man schnell noch ein Stoßgebet gen Rechner los. Oder Ersatzteile sind ab Werk defekt – unhaltbar.
Bei den ganzen anderen Antrieben bleibt man machtlos, Ersatzteile sind nicht zu bekommen, Räder mutieren zu Elektroschrott.
Wer bekommt noch einen alten Schachner Akku, wer Ersatzteile für Aldi-Räder? Da schaut der Kunde in die Röhre.
Ein Problem stellt allerdings die Verweildauer von Reparaturrädern in der Werkstatt dar. Es sind ja keine Laptops, die ein paar Quadratzentimeter im Regal einnehmen. Zum Saisonstart ein halbes Dutzend Reparaturräder extra zu lagern, für die Akkus oder Displays noch nicht da sind, benötigt Platz. Und Platz kostet Geld. Wir brauchen hier Lagerzeit-Entschädigungen wenn ein reklamierter Akku erst in drei Wochen wiederkommt. Das erhöht auch den Druck beim Hersteller.

Winfried Kendziorra, Radhaus GmbH / Darmstadt

In jeder unserer Werkstätten haben wir mindestens einen geschulten E-Bike-Experten. Teilweise haben wir sogar Geld dafür bezahlt, dass uns der Hersteller beibringt, wie man sein System richtig bedient. Wir haben gängige Ersatzteile und diverse elektronische Adapter zum Aufspielen von Software. Sehr hat der Werkstatt unsere Entscheidung geholfen, alle Systeme aus dem Verkauf zu nehmen, bei denen sich die Probleme häuften und die selbst vom Hersteller nicht kurzfristig repariert werden konnten.
Bei gelegentlichen Schwierigkeiten holen wir uns Rat bei der jeweiligen Hersteller-Hotline und nutzen die Zeit in der Warteschlange für Recherchen im Internet.
Wir wissen aber auch, dass das E-Bike für unsere Zukunft deutlich mehr Probleme lösen wird als es schafft. Diesen Wandel zur neuen Mobilität wollen wir aktiv begleiten.
Wir sind sicher, dass wir in zehn Jahren noch nicht alle spannenden Anekdoten aus den Anfangstagen des E-Bikes vergessen haben.

Peter Hürter, Hürter Zweirad GmbH / Münster

Es ist unerlässlich, die seitens der Hersteller angebotenen Schulungen zu nutzen.
Der Pedelec Kunde kommt heute mit Erwartungen, die er vom PKW kennt, in die Werkstatt. Er möchte sein vorhandenes Problem schnell und vollständig gelöst sehen. Hierzu sind neben den erforderlichen Testgeräten auch die Erfahrungen der Mitarbeiter sehr von Vorteil. Hilfreich wäre ein Fehlerportal der Hersteller, in dem die Symptome eines Fehlers und deren Lösung immer tagesaktuell ersichtlich wären. Tritt ein für die Werkstatt bis dato unbekannter Fehler auf, hilft oftmals nur suchen oder probieren. Manche Lösungen werden wie ein ‚Geheimtipp‘ gehandelt.
Ich denke, wir sind von unserer Seite recht gut gerüstet, die Engpässe, die für eine Unzufriedenheit sorgen, sind oftmals auf Seiten der Industrie. Ersatzteile sind nicht sofort verfügbar, Überprüfungen dauern zu lange. Die telefonische Erreichbarkeit (zu unseren Öffnungszeiten) ist häufig schwierig.

19. Oktober 2012 von Jürgen Wetzstein
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