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Kosten in China explodieren

Gehen US-Anbieter bald in Osteuropa auf Einkaufstour?

Die amerikanische National Bicycle Dealers Association (NBDA) hat jüngst ihren Bericht „Bicycle Market Overview“ für das Jahr 2007 veröffentlicht. Darin berichtet der Verband über das Händlersterben in den USA, aber auch über die zunehmenden Probleme der Branche in den asiatischen Beschaffungsmärkten. Schon in zwei bis drei Jahren könnte sich deshalb, so der NBDA-Bericht, ein Teil der Einkaufsaktivitäten nach Osteuropa verlagern.

Wie wohl die meisten Konsumgüterbranchen des Landes ist auch der amerikanische Fahrradmarkt in hohem Maß von Importen aus China abhängig: Rund 96 % aller in den USA verkauften Fahrräder stammten 2007 aus China, rund 3,5 % aus Taiwan und nur 0,5 % aus anderen Ländern. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: 17,5 Millionen aus China importierten Fahrrädern stehen 600.000 aus Taiwan bzw. 90.000 aus dem Rest der Welt gegenüber.

Die hohe Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten wird für die amerikanischen Fahrradanbieter zunehmend zum Problem, wie NBDA berichtet. Der Anstieg der Arbeitskosten in China und die oft schwierige Liefersituation hat wohl im vergangenen Jahr in der US-Branche den Wunsch nach neuen Beschaffungsmärkten aufkommen lassen. „Innerhalb von zwei bis drei Jahren könnten alternative Quellen in Asien und Osteuropa entwickelt werden“, heißt es im NBDA-Bericht. Gleichwohl werde es Jahre dauern, die gewaltigen Produktionskapazitäten in China zu ersetzen, sofern dies überhaupt möglich sei.

Im selben Zusammenhang wird in den USA auch die Fahrradfertigung im eigenen Land wieder in neuem Licht gesehen. Ein entscheidender Faktor werde dabei die künftige Außenhandelspolitik der amerikanischen Regierung sein: „Im Moment haben wir eine Freihandelspolitik. Das könnte sich jedoch innerhalb der nächsten zehn Jahre ändern“, wird Fred Clements von der amerikanischen Fachzeitung Bicycle Retailer zitiert.

Händlersterben auf Raten

Der Trend des schleichenden Händlersterbens hat sich auch 2007 in den USA fortgesetzt: Bei einer Zählung im Januar 2008 wurden noch 4394 Fahrrad-Fachhändler erfasst, rund 200 weniger als ein Jahr zuvor und knapp 1900 weniger als vor sieben Jahren. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht in Sicht, wie Branchenanalyst Jay Townley in dem NBDA-Bericht zitiert wird. Bis 2010 werde die Zahl der Independent Bicycle Dealer, wie Fachhändler in den USA auch genannt werden, noch bis auf 3800 Läden zurückgehen. Wenn sich die wirtschaftliche Lage in den USA weiter verschlechtere, sei auch ein stärkerer Rückgang wahrscheinlich.

Etwas gestiegen ist hingegen die Zahl der Radfahrer in den USA: Sie lag 37,4 Millionen Personen rund 5 % über dem Vorjahr. Allerdings gab es in den USA auch schon bessere Zeiten für das Fahrrad: 1995, also zur Hochphase des MTB-Booms, gab es 56,3 Millionen Radfahrer in den USA.

Einen früheren Bericht von velobiz.de zu den steigenden Produktionskosten in China finden Sie hier: Preisanstiege bereiten der Bike-Industrie Kopfzerbrechen

Die Studie der NBDA kann hier zum Preis von 299 USD bestellt werden: http://nbda.com

16. Juni 2008 von Markus Fritsch

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