Vor dem Start der Eurobike
Halbjahreszahlen: E-Bike-Markt wächst, der Gesamtmarkt schrumpft
Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV), stellte zunächst die aktuellen Halbjahreszahlen zum Fahrradabsatz in Deutschland vor. Sein Fazit: „Insgesamt geht der Daumen rauf.“ Das gilt insbesondere für E-Bikes, deren Absatz zum Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr 2017 um ein Drittel auf 540.000 zulegte. Für das Gesamtjahr erwartet der ZIV einen E-Bike-Absatz von 680.000 Stück. Bei guten Rahmenbedingungen könnten es sogar mehr werden, so Neuberger, der im Hinblick auf den Gesamtmarkt allerdings hinzugefügte: „Man muss differenzieren.“ Denn der Absatz von nicht motorisierten Fahrrädern sank im ersten Halbjahr um 8,5 Prozent auf 2,1 Millionen. „Wir hatten gehofft, dass der Gesamt-Fahrradmarkt zulegt“, sagt Neuberger. Schließlich erfreue sich das Fahrrad einer zunehmend höheren Präsenz in den Medion und der Öffentlichkeit.
Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems, bestätigte die Einschätzung des ZIV: Er schätzt das jährliche Absatzwachstum auf 10 bis 15 Prozent, auch in der Zukunft. „Der E-Bike-Trend ist ungebrochen“, sagt Fleischer. Diese Entwicklung spiegle sich in einer Vielzahl von Innovationen und zahlreichen neuen Wettbewerbern wider. Die Fahrleistung von E-Bike werde immer größer. Entscheidend sei der Fahrspaß. Im Vergleich zu einem klassischen Radler fahre ein E-Bike im Durchschnitt zwei bis drei Mal so häufig und zwei bis drei Mal längere Strecken.
Der Komponentenhersteller FSA spürt den E-Bike-Boom vornehmlich im Aftermarket, wie FSA-Chef Claudio Marra auf dem Branchengespräch berichtet. Dabei spiele auch das E-Commerce-Geschäft eine wesentliche Rolle. Bei FSA beobachte man zudem, dass immer mehr elektrische Komponenten im Fahrrad verbaut werden, auch wenn es keine Motorunterstützung besitzt.
Stephan Geiger, Geschäftsführer des Filialisten BOC, erklärte zum Lage des Fachhandels, dass es angesichts vieler austauschbarer Produkte für das stationäre Geschäft immer wichtiger wird, sich über Service und Dienstleistungen zu differenzieren. Darin liege die Chance – und zwar für ein kleines Fachgeschäft genauso wie für einen Filialbetrieb. Wichtig sei es in Zukunft, Berührungsängste zu neuen Themen wie Connectivity und Digitalisierung abzubauen und Servicekompetenz aufzubauen.
Der Fachhandel scheint, gerade was den Verkauf von E-Bikes angeht, auf einem guten Weg zu sein. Denn wie Neuberger betonte, sei der Fachhandelsanteil in diesem Bereich gegenüber Versendern, Discountern und Baumärkten weiter gestiegen.
Rasante E-Bikes
ZIV-Mann Neuberger sieht als einen Auslöser für die rasante Entwicklung im E-Bike-Bereich, dass Pedelecs in der EU seit 1997 als Fahrräder eingestuft sind, seit genau 20 Jahren also. „Das hat einen echten Kick gegeben“, so Neuberger. Dadurch habe Europa im E-Bike-Segment einen Vorsprung gegenüber den USA erhalten, der bis heute verteidigt worden sei.
Bosch-Vertreter Fleischer beziffert den Rückstand der USA sogar auf acht bis zehn Jahre. In Bezug auf wichtige Voraussetzungen wie regulatorisches Umfeld, Händlerschulungen oder Fahrradkultur sei der Nachholbedarf groß. Ein „wunderbarer Markt“ sei dagegen Australien und Neuseeland, wo die europäischen Pedelec-Normen übernommen wurden. In Europa vollziehe sich die Entwicklung in „konzentrischen Kreisen“, angeführt von Mitteleuropa mit der DACH-Region und den Niederlanden. Spanien und Frankreich würden derzeit folgen. „In Osteuropa vollzieht sich die Entwicklung noch etwas zögerlich“, so Fleischer.
Wie sich das ersten Halbjahr aus Sicht des Fachhandels entwickelt hat, lesen Sie in Kürze auf velobiz.de.
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