Fahrradsegment reißt Konzernergebnis ins Minus
Pierer Mobility blickt auf desaströses erstes Halbjahr zurück
1,388 Mrd. EUR Umsatz im ersten Halbjahr 2023 stehen im Pierer-Konzern nur noch 1,007 Mrd. EUR im gerade zurückliegenden Halbjahr gegenüber, ein Minus von 27 %. Und nachdem im letzten ersten Halbjahr noch ein schmaler Ertrag (EBIT) von 97 Mio. EUR erwirtschaftet werden konnte, drehte das operative Ergebnis nun in ein Minus von 195 Mio. EUR. Die Hauptlast davon trage das Fahrradsegment, zu dem unter anderen die Marken Husqvarna und Felt zählen, mit einem Ergebnisbeitrag von -117 Mio. EUR, wovon wiederum 75 Mio. EUR auf Sonderabschreibungen entfallen. So richtig rund läuft aber auch das Motorradbusiness nicht, wo Pierer im Gegensatz zum Fahrradsegment mit der Marke KTM auftritt (KTM Fahrrad ist ein eigenes Unternehmen ohne gesellschaftliche Verknüpfung zur Pierer-Gruppe). Dort habe zwar der europäische Markt leichte Zuwächse erzielt, die aber von Absatzproblemen in Nordamerika, Australien und China überschattet wurden. Im Motorradsegment, das 93 % zum Konzernumsatz beiträgt (Fahrrad: 7 %), erwirtschaftete Pierer ein Minus von 78 Mio. EUR.
Aus der Misere helfen soll nun eine „Fokussierung auf Premiummarken“ im Fahrradgeschäft, wie es im Halbjahresbericht heißt. Ein erster Schritt sei dabei bereits 2023 mit dem Verkauf der Fahrradmarke R Raymon erfolgt, die im vorangegangenen Halbjahr noch über die Hälfte des Absatzes der Fahrradsparte beisteuerte. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Pierer-Gruppe nun noch knapp 29.000 E-Bikes (- 26%) und 25.000 Fahrräder ohne E-Antrieb (-19 %) abgesetzt.
Der Absatz der Fahrräder ohne Elektroantrieb dürfte vor allem der Marke Felt zuzurechnen sein, die 2021 von der französischen Group Rossignol (velobiz.de berichtete) übernommen wurde, und laut Meldungen im vergangenen Dezember eigentlich von Pierer wieder weiterverkauft werden sollte. In einem Nebensatz des Halbjahresberichts heißt es nun, dass die Pierer-Gruppe ihren Anteil an Fahrradhersteller Felt erhöht habe und in Folge nun seit 1. Juli Mehrheitseigentümer sei. Bemerkenswert daran ist, dass die Marke mit amerikanischen Wurzeln demnach offenbar zuvor nur eine Minderheitsbeteiligung gewesen ist.
Unterdessen meldet Pierer, dass in Folge der Absatzprobleme im Konzern die Zahl der Mitarbeiter weiter drastisch reduziert werden soll. Nachdem bereits im ersten Halbjahr 373 Mitarbeiter „abgebaut“ (sic) wurden, sollen im dritten Quartal weitere 200 Stellen den Kostensenkungen zum Opfer fallen. Der Stellenabbau soll demnach überwiegend in Österreich im sogenannten Overhead-Bereich erfolgen.
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