Vor dem Wirtschaftsgipfel
Handels- und Textilverbände stellen Forderungen an die Politik
So erklärt beispielsweise Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE): „Die Politik muss jetzt das liefern, was sie schon lange zugesagt hat: einen fairen und sich an transparenten Kriterien orientierenden Plan zum Ausstieg aus dem Lockdown. So wie in den letzten Monaten kann es nicht mehr weitergehen. Da muss mehr Berechenbarkeit rein“. Der Einzelhandel habe in den letzten Monaten bewiesen, dass er auch bei Inzidenzen von über 50 oder 35 mit seinen funktionierenden Hygienekonzepten sicherstellen könne, dass der Einkauf nicht zum Hotspot werde. Deshalb habe sich die Branche einen Stufenplan mit dem Ziel der Wiedereröffnung verdient.
Außerdem erwartet der HDE, dass es bei dem Wirtschaftsgipfel um die effizientere und gerechtere Ausgestaltung der Corona-Hilfen geht. „Seit Monaten wird an der Überbrückungshilfe geschraubt und am Ende steht trotzdem wieder nur eine in Teilen sinnvolle Lösung. Hier muss schleunigst endlich nachgebessert werden. Ansonsten kommt das bei vielen Händlern gar nicht oder nicht ausreichend an“, so Genth weiter. Der HDE bemängelt beispielsweise, dass Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 750 Millionen Euro bei der Überbrückungshilfe völlig leer ausgehen. Außerdem sieht der Verband die Inhaber vieler kleiner und mittelständischer Unternehmen vom Absturz in die Armut bedroht, weil sie sich aus den staatlichen Geldern keinen Unternehmerlohn auszahlen dürfen. Als ungerecht und als Ungleichbehandlung mit der Gastronomie sieht die Branche zudem an, dass der Handel bei den Dezemberhilfen keine Berücksichtigung findet.
„Der Wirtschaftsgipfel mit Minister Altmaier muss Lösungen bringen. Das darf keine reine Show-Veranstaltung werden. Der Einzelhandel erwartet, dass alles getan wird, um so viele Unternehmen wie möglich durch diese schwierige Zeit zu bringen. Da muss jetzt mehr Tempo gemacht werden“, so Genth.
Markenverband
Forderungen stellt auch der Markenverband und der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie auf.
Franz-Peter Falke, Präsident des Markenverbandes, erklärt: „Gesellschaft und Wirtschaft benötigen eine Perspektive, um aus dem Lähmungszustand nach über einem Jahr Pandemiemaßnahmen endlich heraus zu kommen. Gerade die in ihrer Existenz bedrohten tausende Hersteller und Dienstleistungsunternehmer müssen die Möglichkeit bekommen, sich aktiv und erfolgreich um die Fortführung Ihres Unternehmens zu kümmern. Die Politik ist jetzt gefordert, den Dauerzustand der Risikovermeidung zu verlassen und aktiv an Lösungswegen zu arbeiten. Realistische Öffnungsszenarien gehören genauso dazu, wie aktives Wecken eines positiven Konsumklimas.“
Gesamtverband textil+mode
Ingeborg Neumann, Präsidentin Gesamtverband textil+mode, sagt: „Nach einem Jahr Corona-Pandemie und einem Vierteljahr Winterlockdown sind die Rücklagen vieler unserer mittelständischen Modemarken und Bekleidungshersteller aufgebraucht. Wir fordern den Bundeswirtschaftsminister deshalb eindringlich auf, den Mode- und Markenunternehmen mit einem kraftvollen Wiederaufbauprogramm unter die Arme zu greifen. Dazu gehört auch, Hersteller und Händler bei den Überbrückungshilfen III gleich zu stellen. Wer nichts mehr in seinen Läden verkaufen kann, ordert auch keine neue Ware und das mit Folgen für die Hersteller bis weit ins nächste Jahr. Das betrifft nicht nur die Winterkollektionen, sondern schließt die Frühjahrsware inzwischen längst mit ein.“
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