
Kolumne - Carsten Bischoff
Lasst uns mal rechnen
...die Gefahr steigt, nur unzureichende Daten und Zahlen der laufenden Saison als Grundlage zu haben und der Blick in die Glaskugel ist gerade in der aktuellen Zeit mehr als nur verschwommen.
So kam es, dass ich mich dabei erwischt habe, vor lauter Langeweile im Spätsommer, weil auch interessanterweise im Geschäft sehr wenig los war, über die nahe Zukunft nachzudenken und den Taschenrechner so zu benutzen, wie ich es früher eher aus Interesse und weniger zum Nachrechnen der Gewinnschwelle getan hätte.
Was machen wir, wenn August und September 2024 nur eine Blaupause für die kommenden Monate beziehungsweise Jahre waren? Sehr viel alte Ware ist noch im Markt, die durch neue (bessere) E-Bike-Technik entwertet wird. Gleichzeitig sind neue Fahrräder in der UVP niedriger als die kürzlich gelieferten 22er, 23er und 24er, was den Druck auf diese noch mehr erhöht. Zubehör, speziell Accessoires wie Helme, werden ebenfalls günstiger. Gleichzeitig können wir damit rechnen, dass die Nachfrage wahrscheinlich nicht steigen wird. Die Stimmung unter den Verbrauchern ist schlecht und man hält in der Krise lieber das Geld beisammen.
Für uns Händler bedeutet das: Der Kuchen wird kleiner und wenig gehaltvoll = sinkende Roherträge.
Die alles entscheidende Frage ist. Aus welchen Quellen erschließen sich die Roherträge, mit denen wir planen können? Der Verkauf von Fahrrädern und Zubehör ist nicht wirklich planbar und mit hohen Einkaufsrisiken verbunden. Vielleicht schaffen wir es, durch einen geringeren Einkauf und den Abverkauf der Altware die Roherträge in der BWA halbwegs stabil zu halten. Spätestens zur Inventur wird das Dilemma sichtbar. Die Warenbestände gehen zurück und somit auch der Rohertrag.
Der einzige Bereich, der seit Jahren genau planbar ist, sind die Dienstleistungen. Werkstatt, Verleih und das Gemüse drumherum wie etwa Bike-Fitting.
Es lässt sich genau vorhersagen, wie viele Arbeitswerte im Jahr machbar sind und in welchem Wert dazu Verschleißteile verbaut werden. Das ist der Heilige Gral, um noch nicht realisiertes Potenzial in Rohertrag umzuwandeln. Im Klartext: höhere Preise und konsequent präzise Abrechnung.
Nach meinen Berechnungen kann ich sagen: Es ist eine sichere Basis, wenn man es als Fahrradgeschäft mit Fachwerkstatt schafft, 50 Prozent des gesamten notwendigen Rohertrages mit Dienstleistungen und dem damit bedingten Verkauf von Ersatzteilen zu erwirtschaften. Die zweite Hälfte müssen sehr gute Verkäufer und Einkäufer erledigen. Es liegt also, wie immer, in unserer Hand.
Carsten Bischoff ist Fahrradhändler in Dresden.
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