4 Minuten Lesedauer

Nachgehakt - Die Meldung hinter der Meldung

Machtkampf bei Scott Sports

Update 23.05.2024: Wer hat bei Scott die Zügel in der Hand? Das Gerangel um die Führung (velobiz.de berichtete) bei der Schweizer Marke und ihren Tochterunternehmen hat zwischendurch bizarre Züge angenommen.

Bereits Anfang Januar dieses Jahres richtete sich die Aufmerksamkeit der Branche auf Scott Sports, als ein kurzfristiges Darlehen von Mehrheitsgesellschafter Youngone Corporation an Scott Sports in Höhe von berichteten 175 Millionen US-Dollar bekannt wurde. Spätestens hier war klar, dass auch das Schweizer Unternehmen mit den aktuellen Branchenherausforderungen konfrontiert war. Was zu diesem Zeitpunkt bereits irritierte, war der Umstand, dass der Kredit zum einen recht hoch ausfiel, ansehnlich verzinst war (laut verschiedenen Aussagen mit 4,6 Prozent) und nur eine Laufzeit von einem Jahr besitzt.

Aufmerksame Beobachter mutmaßten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass Investor Youngone damit nach der Führung im Unternehmen griff. Es schien zumindest fragwürdig, ob ein Kredit in dieser Höhe so kurzfristig bedient werden könnte. Insbesondere wurde spekuliert, dass der Kredit nur gegen weitere Unternehmensanteile bereitgestellt würde. Eine Nachfrage von velobiz.de zum Kredit und seiner Bedeutung wurde seinerzeit leider nicht beantwortet. Wie sich jüngst zeigte, war zumindest die Vermutung der Anteilsübergabe wohl falsch. Youngone hält offenbar seit 2015 und nach wie vor eine knappe Mehrheit der Anteile in Höhe von 50,01 Prozent. Zaugg hält weitere 47 Prozent. Zuvor war Zaugg Alleininhaber.

Die beiden Parteien kennen sich bereits seit Jahrzehnten, die Partnerschaft besteht schon seit 1997. Die Anteilsverkäufe der letzten 10 Jahre waren nicht zuletzt auch so etwas wie eine Nachfolgeregelung für Scott Sports. Doch inzwischen kann von einer harmonischen Übergabe keine Rede mehr sein.

Paukenschläge über Ostern

Zu Beginn des Osterwochenendes, am 30. März 2024, teilte Youngone mit, dass Beat Zaugg von seinem Posten als CEO entbunden sei. Am 2. April teilte Zaugg mit, dass seine Entlassung nicht formgerecht erfolgt sei und er sich gegen seine Absetzung wehrt. Am 3. April berichteten dann Schweizer Medien, dass es zu einem Polizeieinsatz in der Berner Firmenzentrale gekommen sei. Vertreter der südkoreanischen Investoren seien angeblich mit bewaffneten Sicherheitskräften erschienen, wovon sich Zaugg bedroht fühlte und darauf die Polizei herbeirief. Seitdem hat sich der Konflikt wieder in zivilisiertere Bahnen verlagert. Nun wird vor allem juristisch geklärt, wer welche Befugnisse hat und wer in der Folge die Unternehmensspitze stellen darf.

Was nun die genauen Gründe für die Aktivitäten von Youngone sind, darüber wird noch länger spekuliert werden dürfen. Unter anderem wird Zaugg von verschiedenen Medien vorgehalten, er habe es versäumt, einen Nachfolger aufzubauen. Ob das so stimmt, sei dahingestellt, immerhin gibt es bei Scott eine branchenweit bekannte Managerriege, die zum Teil schon seit Jahrzehnten für das Unternehmen arbeitet. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass mit der Kreditvergabe im Januar auch Pascal Ducrot, der als rechte Hand von Zaugg gilt und immerhin verantwortlich für den Bike-Bereich ist, aus dem Verwaltungsrat ausschied und durch zwei Südkoreaner ersetzt wurde. Auf der anderen Seite hört man, dass Zaugg besorgt sei, ob die Koreaner das notwendige Verständnis mitbringen, eine Marke wie Scott richtig zu lenken.

Zaugg teilte zuletzt mit, dass er nicht beabsichtige, seine Anteile an Youngone zu verkaufen. Allerdings wurde am 09.04. im Schweizer Handelsregister eine Management-Änderung eingetragen, mit der Zaugg aus dem Management gelöscht wurde. Ersetzt wurde er zumindest dort von Ju Won Kim. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels, Ende April, arbeitete Beat Zaugg nach wie vor in der Unternehmenszentrale und leitete die Geschicke von Scott Sports.

Update 23.05.2024:

Beat Zaugg ist formell bei der Scott Sports SA ausgeschieden. Bei der Dachfirma Scott Corporation SA ist er immer noch als Verwaltungsratspräsident im Amt. Seit Anfang Mai sei er aber anscheinend nicht mehr operativ tätig. Es bestünde für ihn sogar ein Kontaktverbot zu Personen, die noch in der Firma arbeiten. Reto Aeschbacher und Pascal Ducrot sind operativ weiterhin für Scott Sports aktiv.

23. Mai 2024 von Daniel Hrkac

Verknüpfte Firmen abonnieren

SCOTT Sports SA
Nur für Abonnenten
News
Nur für Abonnenten
Kommentare
Nur für Abonnenten
Stellenmarkt
Velobiz Plus
Die Kommentare sind nur
für unsere Abonnenten sichtbar.
Jahres-Abo
115 € pro Jahr
  • 12 Monate Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
  • 10 Ausgaben des exklusiven velobiz.de Magazins
Jetzt freischalten
30-Tage-Zugang
Einmalig 19 €
  • 30 Tage Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
Jetzt freischalten
Sie sind bereits Abonnent?
Zum Login