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Messe - IAA mobility

Mobilität statt nur Auto

Es ist eine Premiere, die mit großem Interesse verfolgt wird: Die Internationale Automobilausstellung (IAA mobility) findet erstmals in München statt. Nicht nur der Standort ist neu, sondern auch das Konzept, in dem die Fahrradbranche eine bedeutende Rolle spielt.

Vorbei sind die Zeiten, als die IAA eine reine Automobilmesse für Petrolheads war und temporär aufgebaute Autohäuser den Besucherscharen mit den aktuellen Fahrzeugen und neuester Technik Lust auf Automobilität machten.
Die IAA mobility 2021 ist ein ziemlich großer Sprung. Schon der neue Name zeigt an, dass sie nicht länger eine reine Automobilmesse sein, sondern der gesamten Mobilität der Gegenwart und Zukunft einen Raum bieten will.
Tatsächlich finden sich laut Veranstaltern erstmals 75 Unternehmen der Fahrradbranche unter den über 500 Ausstellern. Darunter sind einige namhafte Hersteller, die schon länger der Eurobike den Rücken gekehrt haben. Im Gegenzug fehlen viele der großen Automobilhersteller, die ihrerseits entweder aus Pandemiegründen nicht kommen oder insgesamt an der Sinnhaftigkeit solcher Messen zweifeln. Die Veranstalter setzen alles daran, sie von einer Rückkehr zu überzeugen.

Viele Mitmachformate für mehr Nähe zum Produkt

Für die erste Automobil-, Pardon: Mobilitätsmesse in München werden die Karten neu gemischt. Das neue Konzept soll nicht zuletzt auch den Besucherschwund der vergangenen Ausgaben zumindest aufhalten. Vom Höchststand einer runden Million Besucher in 2007 war man zuletzt in Frankfurt weit entfernt. Allerdings wird es dieses Jahr keine genauen Angaben geben können, da in München das Motto ausgegeben wurde, ganz nah an die Menschen und damit in die Innenstadt zu gehen, ganz ohne Messehallen und Eintrittsgebühren.
Auf dem Messegelände selbst sind die Hallen im Summit-Bereich in den ersten drei Tagen den Fachbesuchern vorbehalten. Erst am Freitag, 10. September, öffnen sich diese Hallen auch für alle weiteren Interessierten. Mitmachformate finden sich aber die gesamte Messezeit über. Die B2C-Formate Open Space, Blue Lane und das Summit Weekend sollen neue Technologien greifbar und erfahrbar machen. Insbesondere der Open Space in der Münchner Innenstadt ist eine mutige Idee, die Inhalte der Messe auch einem Publikum zu eröffnen, das sich sonst vielleicht nicht auf den Weg nach Riem machen würde. Aus Fahrradsicht sind die Blue Lanes interessant. Insgesamt drei Strecken verbinden das Messegelände mit der Innenstadt. Am häufigsten wird über die Autostrecke gesprochen, auf der die Aussteller 250 Fahrzeuge zum wörtlichen »Erfahren« zur Verfügung stellen. Es ist eine Fahrspur, die nur von E-Autos, Plug-in-Hybriden und konventionellen Pkw mit mindestens drei Passagieren befahren werden darf. Es gibt daneben auch eine Blue Lane Micro Mobility in der Innenstadt, auf der sich das Fahrrad in Szene setzen kann. An den Standorten Hofgarten und Marstallplatz können die E-Bikes, Scooter und weitere Fahrzeugtypen in der Praxis getestet werden. Die meisten Fahrradaussteller sind dort zu finden. Auf diesen innerstädtischen Messeflächen soll die IAA zudem ein eigenes Flair entwickeln, die Manager sprechen von einem gewünschten Happening und Festivalcharakter. Ob das gelingt, ist eine der spannenden Herausforderungen.


Mehr als nur Automobil: Auf der ersten IAA mobility in München soll es nicht nur um das Auto gehen, wie es noch in Frankfurt der Fall war. Die ganze Bandbreite der Mobilität soll nun abgebildet werden.

Die Messe ist auch eine Plattform für Austausch und Information. Auf der IAA Conference werden insgesamt 500 CEOs, Experten, Wissenschaftler und NGO-Vertreterinnen und Vertreter in zahlreichen Vorträgen über ein vielfältiges Themenspektrum informieren und auch manche Innovation vorstellen. Angesichts der Fülle an Information genügt selbst die ganze Messe-woche nicht, um alle Inhalte aufzu-
nehmen.

Kritik verhallt nicht

Die letzte IAA in Frankfurt war auch wegen der damals stattfindenden Proteste ein ziemliches Desaster für die Messemacher und letztlich die Automobilbranche. Zusammen mit den schwindenden Besucherzahlen führte dies zur Standortfrage und der neuen Ausrichtung. Es ist schon jetzt absehbar, dass auch diese Veranstaltung nur unter bereits angekündigtem Protest stattfinden wird. Die neu dargestellte Mobilitätsvielfalt wird skeptisch beobachtet. Auch wenn insbesondere die Fahrradbranche bereitwillig auf der IAA mobility ihre Angebote zeigt, bleiben grundsätzliche Fragen offen. Ist das erweiterte Mobilitätsverständnis ernst gemeint oder dient alles neben dem Auto als Feigenblatt, um das eigentliche Ziel weiter verfolgen zu können, nämlich die Vorrangstellung des Automobils zu erhalten? Wenn man mit den Messemachern spricht, wird schnell klar, dass sie es ernst meinen: Die verschiedenen Mobilitätsformen stehen im Wettbewerb untereinander und müssen sich jeweils behaupten. Die IAA mobility soll die Plattform sein, auf der sich die verschiedenen Optionen präsentieren und ihre Stärken zeigen sollen. Ob diese Diskussion ergebnisoffen stattfindet, ist allerdings eine andere Frage. Veranstalter ist schließlich immer noch der VDA, der Lobbyverband der Automobilindustrie, der bislang noch nicht wirklich als Förderer alternativer Mobilitätsformen in Erscheinung getreten ist. Man darf gespannt sein, welchen Nutzen die Fahrradbranche aus der Teilnahme an der IAA mobility ziehen kann.

Fritsch & Wetzstein Verlag auf der IAA

Der Fritsch & Wetzstein Verlag ist mit seinen Fachmedien velobiz.de, fahrstil und Veloplan auch bei der Premiere der IAA in München dabei. Sie finden uns in Halle B5 Stand A72.

30. August 2021 von Daniel Hrkac

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