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Unfallrisiko im Vergleich:

Neue UDV-Studie liefert überraschende Ergebnisse

Der Forschungsbericht „Unfallrisiko von Pedelec-Fahrer:innen“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. bietet differenzierte Einblicke in die Unfallforschung. Die Ergebnisse fördern überraschende Erkenntnisse gerade in Bezug auf das Unfallrisiko im Vergleich zu unmotorisierten Fahrrädern zu Tage.

Der Bericht soll an die Pedelec-Unfallanalyse aus 2015 anknüpfen. Seitdem ist sowohl die Zahl verkaufter Pedelecs als auch die Anzahl verunglückter Fahrer und Fahrerinnen gestiegen. Neben altersdifferenzierten Analysen wurde erstmalig auch das fahrleistungsbezogene Unfallrisiko von Pedelec-Nutzern und Nutzerinnen ermittelt und mit dem unmotorisierter Fahrräder verglichen.

Viele feine Unterschiede

Dabei kam heraus, dass sich die Unfälle mit Pedelecs und Fahrrädern im Groben nicht unterscheiden.
Feinere Unterschiede gibt es trotzdem. Verunglückte bei Unfällen mit Pedelecs verletzen sich tendenziell etwas stärker als bei Unfällen mit Fahrrädern. 24,7 Prozent und damit sieben Prozent mehr verletzen sich schwer. Der Anteil der Getöten ist mit 1,1 Prozent rund doppelt so hoch wie bei Fahrrädern (ein halbes Prozent).
Die Unfallbeteiligten mit Pedelecs sind älter, 62 Prozent waren über 55 Jahre alt gegenüber 36 Prozent bei Fahrradfahrern und -Fahrerinnen. Diese Gruppe fährt aber auch 69 Prozent der mit Pedelecs zurückgelegten Kilometer. Wenn die im Verkehr zurückgelegte Strecke je Altersgruppe einberechnet wird, ergibt sich das größte sogenannte fahrleistungsbezogene Risiko für die 18-24-Jährigen. Diese sind 3,3-mal öfter in Unfälle verwickelt, als man es in Anbetracht ihres Anteils an den gefahrenen Kilometern erwarten würde. Dieses Risiko ist auch bei den 25-34-Jährigen (1,93-fach) und bei den Über-80-Jährigen (2,51-fach) erhöht. Das fahrleistungsbezogene Risiko ist für das Pedelec deutlich unterschiedlicher. Der größte Wert bei Fahrradfahrern und -Fahrerinnen liegt bei 1,96 für Menschen über 80, damit ist der Unterschied zwischen Pedelec und Fahrrad für diese Altersklasse deutlich geringer als bei jüngeren Ausreißer-Gruppen.

Pedelec-Fahrer und -Fahrerinnen verursachen des Weiteren rund ein Drittel der Unfälle ohne weitere Beteiligte (Fahrrad – 23 Prozent). Dieser Anteil steigt, je älter die fahrenden Menschen sind. Einen Schwerpunkt erkennen die Forscher und Forscherinnen auch außerorts. Dort ist der Anteil der Unfallbeteiligten mit Pedelecs mit 18 Prozent deutlich höher als bei Menschen mit Fahrrädern (10 Prozent).

Methode und Empfehlungen

Im Fazit stellen die Studienverantwortlichen auch Forderungen und Empfehlungen auf. Neben sicherer Radverkehrsanlagen empfehlen die Studienmacher und -Macherinnen eine stärkere Kopplung der Motorunterstützung an die muskuläre Leistung. Pedelec-Kurse, Fahrradhelme und intensive Beratungsgespräche seien ebenfalls hilfreich. Außerdem verweisen sie auf die hohe Dunkelziffer, die die Ergebnisse beeinträchtigen könnte. In den genutzten polizeilichen Unfallstatistiken dürften schwerere Unfälle und solche mit motorisierten Fahrzeugen häufiger dokumentiert sein. Die Daten für das Unfallgeschehen stammen aus dem Jahr 2019, um Veränderungen durch die Pandemie auszuschließen. Die Daten der Fahrleistungen wurden auf Grundlage der Studie Mobilität in Deutschland 2017 erstellt. Die gesamten Ergebnisse der Studie stehen als PDF zum kostenlosen Download bereit.

7. September 2022 von Sebastian Gengenbach
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