Studien zeigen verschiedene Entwicklungen auf
Schweiz: Goldene Velozeiten oder fehlt bald der Nachwuchs?
die insbesondere bei Kindern einen dramatischen Rückgang bei der Velonutzung ausweisen.
SFZ: Frauen sitzen länger und öfter im Sattel
Die Schweizer Stelle für Zweiradfragen hat kürzlich die Gewohnheiten der Radfahrerinnen und Radfahrer untersucht und kommt dabei zu überraschenden Ergebnissen: Frauen benützen z.B. das Velo im Alltag öfter als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Frauen legen mehrmals pro Tag Kurzstrecken für Arbeitsweg, Einkauf etc. per Velo zurück. Weitere Faktoren sind laut SFZ "das stärkere Kostenbewusstsein und ein unverkrampftes Imagedenken im Gegensatz zu den autoverliebten Männern". In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass Frauen im Alltag doppelt so viele Radkilometer wie Männer zurücklegen. Insgesamt seien dies 600 Mio. Kilometer im Jahr.
In der Freizeit seien Frauen und Männer allerdings bei der Velonutzung gleichauf. Durchschnittlich 300 Kilometer lege Frau bzw. Herr Schweizer pro Jahr auf dem Freizeit-Velo zurück. Insgesamt kommt dabei eine Strecke von 750 Mio. Kilometer zusammen.
Sportlich motivierte Freizeitradler, welche in obiger Berechnung nicht enthalten sind, kommen zusätzlich auf insgesamt 150 bis 200 Mio. Kilometer.
Zusammen (Alltag, Freizeit und sportlich ambitioniert) legen die Schweizer Velofahrer im Jahr 1,8 Mrd. Kilometer zurück, die Hälfte davon im Alltag. „Eine stolze Zahl, doch Branchenfachleute sehen im Alltagseinsatz für das Velo noch ein großes Zukunftspotenzial“, so das Fazit der SFZ.
Stehen dem Fahrrad in der Schweiz also goldene Zeiten bevor? Eine andere Studie, diesmal von Pro Velo Schweiz (vergleichbar mit dem ADFC in Deutschland), sieht dies ganz und gar nicht so. Nach der Auswertung einer Analyse des Bundesamtes für Straßen (ASTRA) stellt Pro Velo sogar die Frage „Sterben Velofahrer aus?“.
Kinder fahren weniger Fahrrad
Analysiert wurde das Mobilitätsverhalten von Kindern und Jugendlichen in den Jahren 1994 bis 2005. Die überraschende Erkenntnis daraus ist, dass Kinder und Jugend trotz einer hohen Verfügbarkeit von Fahrrädern in den Haushalten immer weniger Fahrrad fahren. So habe sich in nur elf Jahren der Anteil der Velowege beinahe halbiert. Der Rückgang betreffe dabei beide Geschlechter, alle Altersgruppen von 6 bis 20 Jahren sowie alle Sprachregionen und Wegzwecke.
Mehrere Gründe nennt Pro Velo als Erklärung für diese Rückgänge:
mehr Verkehr zusammen mit fehlender oder ungenügender Veloinfrastruktur
Wahrnehmung des Velos als gefährliches Verkehrsmittel
dadurch erhöhte Zurückhaltung von Eltern, ihre Kinder Velo fahren zu lassen
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, insbesondere auch mit auf Jugendliche ausgerichteten Angeboten
größere Distanzen zum Ausbildungsort
Da in der Kindheit erworbenen Verhaltensmuster oft ein Leben lang bestehen, befürchtet Pro Velo Schweiz nun, dass sich mit der Abnahme der Velo fahrenden Jugendlichen und Kinder der Trend weg vom Velo verstärken wird.
Der Schweizer Lobbyverband fordert deswegen eine flächendeckende Förderung des Radfahrens bei Kindern, z. B. mittel theoretischen und praktischen Fahrradunterrichts durch die Kantone. Vom Bund wird erwartet, im Rahmen der Finanzierung des Agglomerationsverkehrs eine substanzielle Verbesserung für den Veloverkehr zu erzielen.
Mit der Aktion bike2school will Pro Velo seinen Teil zur Förderung des Radfahrens bei Kindern beitragen. Zwischen den Sommer- und Herbstferien werden sich schweizweit mehrere Tausend Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule aufs Rad setzen. Dabei können wie bei der Aktion bike to work (vergleichbar mit der Aktion Mit dem Rad zur Arbeit in Deutschland) Punkte erstrampelt werden, für die am Ende Team- und Einzelpreise winken.
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