Neue Methodik verzerrt den Vergleich
Schweizer Fahrradmarkt erreicht 2020 neue Dimensionen
Vor einem Jahr hatten Velosuisse und die Schweizerische Fachstelle für Velo und E-Bike (SFVE) den Auftrag zur jährlichen Erhebung der Marktdaten der Schweizer Velobranche neu ausgeschrieben und an die Treuhandunternehmen BDO Visura vergeben. Um einen Vergleich der Zahlen mit den Vorjahren zu erlauben, behielt dieses für 2019 die Methodik bei. Das hat sich nun für 2020 geändert, und das aus gutem Grund: Die Zahlen von Velosuisse und SFVE blieben über die Jahre hinweg immer deutlich unter den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung. Der Grund dafür war, dass die Verkäufe von Nichtmitgliedern, Online-Direktverkäufern sowie Groß- und Sportmärkten, aber auch kleinen Nischenanbietern, nur geschätzt wurden. Und das wohl durch die Bank zu tief. Die neue Erhebungsmethode soll nun den Markt besser abbilden.
Insgesamt schätzt die Jahresstatistik von Verband und Fachstelle die Anzahl der 2020 in die Schweiz eingeführten, konventionellen Velos und E-Bikes auf 501.828 Stück. Das wäre gegenüber dem Vorjahr ein sattes Plus von 38 Prozent. Doch diese Zahl ist mit Vorsicht zu genießen: Verschiedene Brancheninsider gehen für 2020 beim Umsatz von einem Wachstum von knapp über 20 Prozent aus. Somit dürfte knapp die Hälfte des nun von Velosuisse und SFVE ausgewiesenen Wachstums real und die andere Hälfte der neuen Zählweise geschuldet sein, vor allem bei günstigeren Velos ohne Hilfsantrieb. Auf jeden Fall lag das Wachstum deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Zudem gibt Martin Platter zu bedenken, dass diese Zahl nur die Einfuhren im Jahr 2020 abbilde. Die Verkäufe dürften höher liegen, weil viele Händler auch alte Lagerbestände verkaufen konnten.
Auch wenn der Marktanteil von E-Bikes auf Grund der neuen Zählweise leicht von 36,6 auf 34 Prozent abgenommen hat, legte dieser Markt 2020 in absoluten Zahlen deutlich um über 38.000 Einheiten oder über 28 Prozent zu. Bei den E-Bikes mit Alltagsausrüstung fiel das Wachstum mit 21,4 Prozent etwas schwächer aus, bei den E-Mountainbikes mit 33 Prozent und besonders bei den Speed Pedelecs mit 39,8 Prozent dafür nochmals stärker. Dies spricht dafür, dass mehr Pendler als in anderen Jahren für den Weg zur Arbeit auf schnelle E-Bikes umgestiegen sind. Der erhöhte Absatz von sportlichen Velos ohne Hilfsantrieb und von Kindervelos deutet zudem darauf hin, dass ganze Familien ihre Ferien wegen der Pandemie im Inland und auf dem Velo verbrachten.
Detaillierte Zahlen zum Schweizer Fahrradmarkt 2020 bietet der Branchenverband Velosuisse auf seiner Website zum
Download
an.
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