1500-EUR-Klasse, Top-Gruppen, Pinarello-Interview
Tour 2/09: Kopf-an-Kopf-Rennen bei Komponenten und Rennrädern
G3-Gipfel im Tour-Test
Mit geradezu wissenschaftlichem Aufwand wollte die Tour-Redaktion ermitteln, wer gegenwärtig die beste Rennradgruppe baut. Prüfstände etwa für die Oberflächenhärte von Ritzeln, die innere Reibung von Schaltwerken oder die Steifigkeit von Kurbeln sollten Ergebnisse für einen fundierten Notenspiegel liefern. Doch das Ergebnis hätte man vielleicht auch ohne Prüfstand zumindest erahnen können: In der Summe der Eigenschaften liegen Dura Ace (Note 1,6), Super Record (Note 1,6) und Red (Note 1,7) praktisch gleichauf. Unterschiede gibt es jedoch bei den individuellen Eigenschaften: Campagnolo überzeugt beispielsweise mit 11fach-Ritzeln und gelungener Schaltgriff-Ergonomie. Shimano punktet wieder mit bestem Schaltverhalten und Sram liefert weiterhin den Benchmark in Sachen Gewicht und Bremsleistung. Echte Schwächen leistet sich im Tour-Test keine der drei Top-Gruppen.
Viel Leistung, wenig Preis
In der Preisklasse um 1500 EUR wird im Rennrad-Markt mit harten Bandagen gekämpft, das zeigt auch der Vergleichstest in der neuen Tour-Ausgabe. Einerseits lockt hier ein großer Markt, der vom ambitionierten Einsteiger bis zum preisbewussten Radsport-Amateur reicht, andererseits sind die Erwartungen an Qualität und Ausstattung in diesem Segment schon sehr hoch: Ultegra ist in dieser Liga Standard, die günstigere 105_er Gruppe hingegen die seltene Ausnahme. Mehr Unterschiede gibt es bei der Qualität der Rahmen, sowie von Laufrädern, Vorbau-/Lenker und Sattelstützen. Angesichts der knappen Preisvorgabe überrascht es nicht, dass mit Canyon und Rose zwei Versender mit ihren Modellen den Testsieg ernten. Doch auch im Fachhandel lassen sich konkurrenzfähige Rennräder um 1500 EUR finden, wie die guten Noten für das _Lite Onroad von Müsing und das Agree von Cube beweisen.
Einblicke bei Pinarello
Im Interview mit Tour gibt Fausto Pinarello einige Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung des gleichnamigen Rennrad-Herstellers. Demnach habe sich der Umsatz des italienischen Unternehmens zwischen 2005 und 2008 mehr als verdreifacht und liege nun bei 32 Mio. EUR. Den Absatz beziffert Pinarello mit 32.000 Rennrädern. Als „sehr schwierig“ bezeichnet der Italiener die Marktsituation in Deutschland. Zwar wachse der Pinarello-Umsatz hierzulande seit der Vertriebspartnerschaft mit der ZEG um jährlich 10 bis 15 %, allerdings liege das Wachstum damit deutlich unter dem Niveau des amerikanischen oder des japanischen Marktes. Ursache sei das niedrige Preisniveau in Deutschland, als dessen Auslöser Pinarello die ökonomischen Situation und die große Anbieterdichte vermutet.
Auch die Produktionsverlagerung nach China wird im Interview erläutert. Pinarello: „Die führenden Carbon-Hersteller sitzen heute ausnahmslos in Taiwan und China. Da kann kein europäischer Hersteller mithalten, deshalb gibt es in Europa auch keine ernstzunehmenden Hersteller von Carbon-Rahmen mehr.“ Ohne den Gang nach China wäre die Existenz des Unternehmes inzwischen mehr als bedroht, wie Pinarello durchblicken lässt.
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