Stahl und Carbon auf dem Prüfstand:
Tour: Das neue Modelljahr im Rahmen-Check
Dass es in einem Test von neuen Toprahmen der fünf beliebtesten Marken keine Verlierer gibt, stellt Tour ihrem Bericht gleich voran. Wie im Sprint der Profis entscheiden allenfalls Nuancen über die Platzierung. Als erster über die Ziellinie rollte dabei aus Sicht der Tester der neue Ultimate CF SLX, mit dem Hersteller Canyon bei „der Kunst, ein Rennrad gleichzeitig fahrstabil und komfortabel abzustimmen, einen deutlichen Schritt nach vorne“ gemacht habe. Obwohl mit „sensationellem“ Komfort ausgestattet, erreicht das nur 1335 Gramm schwere Rahmenset immer noch Steifigkeitswerte „auf sehr hohem Niveau“, so das geradezu überschwängliche Lob der Tour-Redaktion. Doch auch wer als Kunde sein Rennrad lieber nicht im Versandhandel kauft, wird im neuen Modelljahr einige Top-Rahmen finden: Nur knapp hinter dem Koblenzer Versandmodell platziert landen Cervélo mit dem R3 SL („ohne Kompromisse erstklassig“), das überarbeitete, nur noch 1258 Gramm schwere Addict von Scott („am Gewicht wird die Konkurrenz zu knabbern haben“) und das Pavo von Simplon, das neben seiner tollen Optik auch technisch „ein durchaus gelungenes Gesamtpaket" sei. Der mit 1604 Gramm schwerste Rahmen im Test stammte aus dem Regal von Versender Rose. Dessen Carbon X-Lite wurden aber außer einem „leider nicht besonders haltbaren Farbauftrag“ keine weiteren Schwächen attestiert.
Stahl: modern und faszinierend
„Die Frage, aus welchem Werkstoff sich die technisch besten Rahmen bauen lassen, ist längst entschieden“, so die Redaktion der Tour. Mit „klugem Einsatz“ des Werkstoffs Carbon lassen sich Eigenschaften erzielen, „die sich bei anderen Materialien ausschließen oder zumindest im Wege stehen“. Dennoch hat Stahl unter den Rennradlern eine unerschütterliche Fan-Gemeinde, die in den vergangenen Jahren eher noch gewachsen ist. Grund dafür ist sicherlich die Eleganz und das Charisma des Werkstoffs, aber auch die technische Entwicklung, die inzwischen auf dem Prüfstand Kennziffern ermöglicht, die „noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten wurden“. Herausragendes Beispiel ist der Rohrsatz 953 von Reynolds, den beispielsweise der norddeutsche Rahmenbauer Norwid zum nur 1600 Gramm schweren Rahmenset Skagen verarbeitet. Und das mit Kunst: „Einer der technisch besten Stahlrahmen, der je unser Testprogramm durchlaufen hat“, schreibt Tour.
Vor allem auch ein Hingucker ist hingegen der Raw Look von Agresti. Der Name ist Programm: Der nur mit Klarlack geschützte, „nackte“ Stahlrahmen erntet unter Rennrad-Fans „mindestens so viel Lob wie Ablehnung – und nichts dazwischen“. Alles andere als „Raw“ rollte hingegen das Testrad von Günter Krautscheid, der bei einem Mix aus Carbon- und Stahlrohren „die ganze Erfahrung seiner mehr als 30 Berufsjahre in die Waagschale warf“. Und Newcomer Ulrich Vogel lieferte als Visitenkarte „eine sehr individuelle, überaus gekonnte Interpretation des klassischen Stahlrahmens ab“. Fünf ganz unterschiedliche Charaktere also. „Doch es macht gerade den Reiz des Rennrades aus, dass jeder nach seiner Fasson glücklich werden kann“, schreibt Tour.
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