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Marke LeMond: Trek mag nicht mehr
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Ende der Lizenzvereinbarung:

Trek Bicycles geht gegen Greg LeMond vor Gericht

John Burke, Präsident von Trek Bicycles, hat die Mitarbeiter des Fahrradherstellers vor wenigen Tagen informiert, dass die Zusammenarbeit mit dem dreimaligen Tour-de-France-Gewinner Greg LeMond eingestellt werden soll. Eine entsprechende Klage zur Beendigung der Lizenzvereinbarung für die Marke LeMond wurde bei einem amerikanischen Gericht eingereicht. Dem vorangegangen war eine Klage des Ex-Profis, in der er Trek die Schädigung seiner Marke LeMond vorwarf. Unterdessen ist aus den USA zu hören, dass Trek die künftige Lücke im Sortiment mit einem anderen bekannten Namen schließen will.

Marke LeMond: Trek mag nicht mehrLeMond verklagt Trek

Nachdem sich gerade erst Specialized und Cannondale einen verbalen Schlagabtausch geliefert hatten (velobiz.de berichtete) , erregt nun die Auseinandersetzung von Trek und LeMond Aufsehen in der Bike-Branche. Allerdings sind die jüngsten Klagen nur der Gipfel eines Konflikts, der zwischen dem Fahrradhersteller Trek und Greg LeMond schon länger gärt.
Greg LeMond gründete 1988, also noch während seiner Karriere als Radprofi, eine Rennrad-Marke unter eigenem Namen. Nach einer mal mehr, mal weniger erfolgreichen Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern schließt LeMond 1995 einen Lizenzvertrag mit Fahrradhersteller Trek, der die Marke seitdem in eigener Regie entwickelt und international vertrieben hat.

Zunächst entwickelte sich die Zusammenarbeit auch harmonisch und erfolgreich, 1999 soll LeMond zu den fünf stärksten Rennrad-Marken in den USA gezählt haben. Doch mit dem Erfolg von Lance Armstrong bei der Tour de France entstand ein Disput zwischen den beiden Rad-Idolen, der seitdem die Seiten der Radsport-Gazetten in aller Welt füllt.

Bei Trek ist man über die heftigen Auseinandersetzungen alles andere als erfreut, schließlich zählen sowohl Armstrong als auch LeMond zu den Aushängeschildern des Unternehmens. Mit seiner offenen Kritik an Armstrong habe LeMond sowohl der eigenen Marke als auch der Marke Trek geschadet, lässt Burke rückblickend verlauten.

Der weitere Verlauf des Verhältnisses zwischen LeMond und Armstrong ist bekanntermaßen von heftigen Wortgefechten geprägt gewesen. 2004 teilte Trek LeMond deshalb mit, er solle sich einen neuen Lizenznehmer für die Marke suchen.

Klage Nummer Eins

LeMond sei jedoch, so jedenfalls die Darstellung von Trek, nicht in der Lage gewesen, einen neuen Partner für seine Marke zu finden. Im Dezember 2004 klagte LeMond deshalb auf eine Fortführung der Lizenzvereinbarung mit Trek. Der Streit konnte jedoch gelöst werden, ohne dass beide Seiten vor Gericht zogen. Trek-Chef Burke zitiert E-Mails von LeMond, in denen der Ex-Profi versicherte, er wolle „diese Phase hinter sich lassen“ und anfangen, „das Bike-Business zu genießen“.

Zwar waren diese Hintergründe Außenstehenden in der Fahrradbranche damals noch nicht bekannt, auffällig war aber, dass Trek der bis dahin eher dümpelnden Fahrradmarke LeMond ungefähr ab 2005 wieder neues Leben einhauchte. 2006 wurde eine komplett neue Modellpalette eingeführt, auch die Vertriebsaktivitäten wurden deutlich intensiviert. Und Februar 2007 stellte Trek der Fachpresse unter der Marke LeMond das damals angeblich leichteste Serienrennrad der Welt vor.

Doch der Ärger mit dem Markeninhaber ging aus Sicht von Trek weiter. Im Oktober sagte LeMond beispielsweise im Interview mit der deutschen Zeitschrift Tour: „Ich habe 2001 seine (Lance Armstrongs, Anm. d. Red.) Zusammenarbeit mit Michele Ferrari kritisiert und dadurch große Probleme mit Trek bekommen. Wenn ich laut gesagt hätte, was ich denke, wäre das geschäftlicher Selbstmord gewesen.“

Im November 2007 habe Burke LeMond daraufhin wissen lassen, dass er die Zusammenarbeit nach dem Ende der aktuellen Vertragslaufzeit, also 2010, nicht fortsetzen werde.

Klage Nummer Zwei

Am 20. März 2008 reichte LeMond gegen Trek Klage ein. Darin wird dem Fahrradhersteller unter anderem vorgeworfen, die Marke LeMond absichtlich unter ihren Möglichkeiten zu vermarkten und dass dies aufgrund des Drucks „dritter Parteien“ geschehe. Zudem habe Trek versucht, das Recht LeMonds zur freien Meinungsäußerung einzuschränken.

Klage Nummer Drei

Die Reaktion John Burkes ließ nicht lange auf sich warten. Die Anschuldigungen seien falsch und unverantwortlich, so Burke. „Wir können nicht länger zulassen, dass Greg LeMond der Trek-Familie Schaden zufügt“, sagte der Trek-Chef seinen Mitarbeitern. Gesagt, getan: Trek hat nun selbst Klage eingereicht, mit der eine sofortige Beendigung der Lizenzvereinbarung erreicht werden soll.

Unabhängig davon welchen Ausgang die beiden Klagen nehmen werden, scheint eines sicher: Die Tage der Zusammenarbeit von Trek und Greg LeMond dürften definitiv vorbei sein. Denkbar ist, dass nun nur noch darüber verhandelt wird, wer eventuell wem welche Entschädigung leisten muss.

Unterdessen schmiedet man bei Trek Pläne für die Zeit nach LeMond: Wie die amerikanische Fachzeitung Bicycle Retailer gestern meldete, plane Trek ab kommendem Jahr weltweit die Wiederbelebung der Marke Klein, die der Fahrradhersteller 1995 von ihrem damaligen Inhaber Gary Klein erworben hatte. Zwar ist die Marke zuletzt offiziell weiter angeboten worden, doch die diesbezüglichen Aktivitäten beschränkten sich auf ein Minimum. Insbesondere in den USA war Klein nicht mehr im Markt präsent. Nun soll wieder stärker in die Marke investiert werden, heißt es bei Trek. Im August wolle man den Händlern die künftige Richtung der Marke detailliert vorstellen.

Trek geht mit dem Disput mit Greg LeMond ungewohnt offen um. Auf der Webseite von Trek werden einige diesbezügliche Dokumente, u.a. auch die Klageschriften LeMonds, zum Download angeboten:

http://www.trekbikes.com/us/en/company/media

Die Meldung von Bicycle Retailer zum Relaunch der Marke Klein finden Sie hier:
http://www.bicycleretailer.com/news/newsDetail/1179.html

Das Interview der Zeitschrift Tour mit Greg LeMond kann übrigens ebenfalls online nachgelesen werden:
http://www.tour-magazin.de/?p=1194

11. April 2008 von Markus Fritsch

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