Aktuelle Allianz-Studie
Trotz sinkender Unfallzahlen stehen Reedereien vor großen Herausforderungen
Containerschiffe sind öfter in Unfälle verwickelt, als es der Laie vielleicht vermuten würde. Belastbare Zahlen dazu liefert die Studie von AGCS . So werden hier als maritimer Unfall-Hotsport die Regionen Südchina, Indochina, Indonesien und Philippinen aufgezählt. Ein Drittel aller gesunkenen Großschiffe wurden hier verzeichnet. Insgesamt 2703 Schiffe erlitten der Studie zu Folge einen Unfall, 49 große Schiffe seien dabei sogar verloren gegangen.
"Die Schifffahrtsindustrie hat sich während der Corona-Pandemie als widerstandsfähig erwiesen, wie das starke Handelsvolumen und die aktuell rasche Erholung beweisen", sagt Stefanie Thiem, AGCS-Hauptbevollmächtigte Österreich gegenüber der Presseagentur pressetext.com. Die Zahl der Unglücksfälle sei im Zehnjahresvergleich um rund 50 Prozent zurückgegangen. Die Totalschäden befänden sich auf einem historischen Tiefstand. Trotzdem stünden die Reeder aktuell vor großen Herausforderungen. Dazu zählen die anhaltende Besatzungskrise, zunehmende Probleme mit Großschiffen, wachsende Besorgnis über Verzögerungen und Unterbrechungen in der Lieferkette sowie die Einhaltung von Umweltauflagen.
Maschinenschäden und Brände
Laut der Studie waren 2020 Maschinenschäden mit 40 Prozent Anteil die Hauptursache für Schiffsunfälle, aber auch Schäden durch Brände an Bord haben zuletzt deutlich zugenommen und ein Viertel aller Totalschäden von Schiffen verursacht. "Brände beginnen oft in Containern, was die Folge von Fehldeklaration gefährlicher Ladung wie Chemikalien oder Batterien sein kann", heißt es in der AGCS-Studie. Auch der Verlust von Containern auf See schnellte im Vorjahr in die Höhe (über 3.000), wodurch nicht nur Lieferketten unterbrochen wurden, sondern auch ein erhöhtes Verschmutzungs- und Navigationsrisiko entstand. Zudem boomte die Piraterie, insbesondere im Golf von Guinea: Bei 22 Vorfällen wurden 130 Besatzungsmitglieder entführt, so viele wie nie zuvor. Und schließlich wächst auch die Angst vor Cyber-Angriffen, von denen die vier größten Schifffahrtsunternehmen der Welt bereits alle betroffen waren.
"Weil versucht wird, den Treibstoff so effizient wie möglich zu nutzen, werden Schiffe immer größer. Die durchschnittliche Kapazität von Containerschiffen hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt, während die Kapazität der Häfen durchwegs unverändert blieb", erklärt Thiem. Dadurch vergrößerte sich die Unfallgefahr, ebenso wie Lieferverzögerungen kaum vermeidbar wurden. Im Juni 2021 gab es schätzungsweise eine Rekordzahl von 300 Frachtschiffen, die auf die Einfahrt in überfüllte Häfen warteten.
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