Starkes Wachstum bis 2040
Verkehrsprognose des Bundes erregt die Gemüter
Verkehrsminister Wissing stellte zusammen mit Studienautor Dipl.-Math. oec. Tobias Kluth von Intraplan die Ergebnisse der neuen Verkehrsprognose 2040 vor. Sie reicht bis ins Jahr 2040 und löst die bisherige Prognose 2030 ab. Die vorherige Prognose stammt noch aus dem Jahr 2014. Die aktualisierte Prognose will neuere Entwicklungen berücksichtigen wie etwa Bevölkerungswachstum, Energiewende, veränderte Mobilität und auch die Folgen des Ukraine-Krieges. Die Prognose 2040 dient als Grundlage für die Bedarfsplanüberprüfung und damit die Neuausrichtung der Verkehrsinvestitionen.
Als zentrale Ergebnisse wird vorhergesagt, dass der Verkehr in Deutschland zunehmen werde, besonders stark im Güterbereich. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt die Verkehrsleistung um rund ein Drittel – von 689 auf 905 Milliarden Tonnenkilometer. Auf der Schiene legt der Güterverkehr am stärksten zu (+35 Prozent). Der Lkw bleibt mit einem Plus von 34 Prozent das dominierende Verkehrsmittel, während Transporte per Wasserstraße zurückgehen.
Auto und Motorrad blieben am beliebtesten
Der Personenverkehr werde um rund 8 Prozent auf 1.323 Milliarden Personenkilometer in 2040 ansteigen. Auch hier wächst die Bahn am stärksten (+60 Prozent) vor dem Luftverkehr (+30 Prozent). Der Straßenverkehr geht gemessen an den Personenkilometern leicht zurück (-1 Prozent). Gemessen am Modal-Split blieben Auto und Motorrad aber mit Abstand beliebtestes Fortbewegungsmittel in Deutschland. Zwei Drittel der Wege würden damit zurückgelegt.
Wissing äußert sich wie folgt zu der Prognose: „Die Verkehrsprognose 2040 hat eine klare Botschaft: Der Verkehr in Deutschland wird deutlich zunehmen. Um in Zukunft einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, müssen wir weiter entschlossen handeln und in alle Verkehrsträger investieren: Wir brauchen ein hochbelastbares Bestandsnetz. Unsere in die Jahre gekommenen Trassen, Brücken, Tunnel und Schleusen müssen dringend saniert werden. Der Ausbau der Bahn muss weiter mit Volldampf vorangetrieben werden. Gleichzeitig sind auch Erhalt und Neubau von Straßen unerlässlich, denn das Auto bleibt das Rückgrat der Mobilität in Deutschland. Ich kämpfe dafür, dass die Menschen auch in 2040 frei ihren Mobilitätsbedürfnissen nachkommen können und die Wirtschaft wächst – dank einer guten Verkehrsinfrastruktur. Es liegt jetzt am Bundestag dieser Verantwortung gerecht zu werden.“
In der Pressemitteilung ist der Radverkehr mit keinem Wort erwähnt. In den bereits vorliegenden Dokumenten wird auch dem Radverkehr ein Wachstum prognostiziert, wenn auch ein bescheidenes: Der Anteil am Modal Split solle der Vorhersage nach um 0,7 Prozent steigen auf dann 4 Prozent der Personenverkehrsleistung. Der Anteil des Autos sinkt in dieser Aufstellung übrigens: bis 2040 um 6,2 Prozentpunkte auf dann immer noch 68,6 Prozent.
Kritik lässt nicht lange auf sich warten
Die Allianz pro Schiene hat an der Präsentation bereits scharfe Kritik geübt. „Was wir nicht brauchen, ist eine prognosegläubige Infrastrukturpolitik und ein Verkehrsministerium, das Prognosen über die politischen Ziele stellt“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Donnerstag in Berlin. Dieser Politikansatz sei antiquiert. Darauf habe bereits das Internationale Transport Forum der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hingewiesen.
Allerdings weisen die Studienmacher selbst darauf hin, dass es sich um „keine Trendprognose und keine Zielprognose, sondern eine Praevisum-Prognose, d.h. nach heutigem Stand absehbare Entwicklung“ handle.
Die nun vorgestellte Basisprognose ist der Auftakt für die Publikation von weiteren Fachteilen zu den einzelnen Verkehrsträgern. Sie wurde von einem Konsortium unabhängiger Institute unter der Leitung von Intraplan erstellt. Ihr liegen insgesamt 132 Prämissen zu Grunde, die das Verkehrsgeschehen in Zukunft beeinflussen. Über 250 Fachstellen waren beteiligt. Die Ergebnisse werden bei einer Tagung am 10. Dezember 2024 vorgestellt und vertieft diskutiert.
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