Stellungnahme des Branchenverbunds
VSF zu Stiwa: "Prüfverfahren sind mangelhaft"
Untersuchungen von E-Bikes sind für die Stiftung Warentest kein neues Metier. Seit diese Fahrradkategorie bei Verbrauchern immer mehr Aufmerksamkeit erfährt, widmen sich auch die Warentester mit ihrer Zeitschrift regelmäßig dem E-Bike-Angebot im Fahrradmarkt. Und genauso lange findet regelmäßig auch eine kritische Auseinandersetzung der Fahrradbranche mit den Testergebnissen statt.
Nicht nur Kritik zu üben, sondern auch den Dialog mit Stiftung Warentest zu suchen, war dabei bisher die Vorgehensweise des Verbund Service und Fahrrad (VSF). Viel gebracht hat das jedoch offenbar nicht, wie der VSF in nachfolgend abgedruckter Stellungnahme konstatiert:
_"Die Ergebnisse des E-Bike Tests 2016 dokumentieren, dass die Stiftung Warentest aus ihren mangelhaften Tests der Vergangenheit wenig dazu gelernt hat. Damit verfehlt die mit Steuergeldern geförderte Stiftung erneut ihr Ziel, dem Verbraucher mit seriösen Informationen und nachvollziehbaren Empfehlungen zu dienen. „Es ist enttäuschend, dass der intensive Dialog vieler Branchenakteure mit der StiWa von dieser so wenig zur Verbesserung ihrer Arbeit genutzt wurde“, sagt VSF-Vorstand Albert Herresthal. „Zwar ist die Kommunikation der StiWa mit den betroffenen Herstellern besser geworden, was aber in erster Linie zählt, sind doch seriöse Ergebnisse, die dem Verbraucher Orientierung geben können. Und diese Erwartung erfüllt die StiWa erneut nicht“.
Konkret ist beim StiWa-Test festzustellen:
Die Prüfergebnisse sind nicht konsistent
Eine hydraulische Felgenbremse erreicht in gleicher Felgen-Bremsbelag Kombination und Bauform Testergebnisse in gut, befriedigend und mangelhaft. Statt den Ursachen nachzugehen, wird das Produkt mit mangelhaft bewertet.
Die Prüfverfahren sind mangelhaft
Ein fehlerhafter und nicht dem Stand der Technik entsprechender Versuchsaufbau führte 2014 zu Rahmenbruch. 2016 sorgen zwei subjektive „Expertenmeinungen“ aus einer Probefahrt zu mangelhaften Beurteilung der Fahrstabilität – das ist keine Empirie, sondern subjektive Wahrnehmung (siehe Fahrstabilität mit und ohne Gepäck). Trommelprüfstände sind in der Zwischenzeit nicht mehr Bestandteil europäischer Normen und Testverfahren – bei der Stiftung nach wie vor eine maßgebliche Untersuchungsmethode (siehe Sicherheit und Haltbarkeit).
Die Belastungen sind realitätsfern
Im vergangenen Jahrzehnt sind Kinderanhänger, Kinderräder, Fahrräder und E-Bikes mit bis zu 65% mehr als dem zulässigen Gesamtgewicht belastet worden. Dieses Prinzip findet sich auch im aktuellen StiWa-Test. Die Tests mit „Überbelastung“ wurde mit dem Verbraucherschutz begründet. Mit der Realität hat das nichts zu tun, sondern ausschließlich mit unsachgemäßen Gebrauch.
Die StiWa offenbart „Rätsel“ statt Aufklärung
„Rätsel bei der Fahrstabilität“ schreibt die StiWa zu den im subjektiven Fahrversuch festgestellten Unterschieden zweier Räder mit identischem Rahmen, Antrieb und Rädern (Kalkhoff und Raleigh). Das kann man als ein entwaffnendes Eingeständnis der StiWa werten, dass subjektive Fahrversuche eben keine wissenschaftliche Methode sind. Trotzdem finden sich die subjektiven Einschätzungen in der Bewertungstabelle wieder. Seriös wäre es gewesen, den empfundenen Unterschieden auf den Grund zu gehen und die Ursachen nachzuweisen – oder sie als aus der Bewertungstabelle heraus zu lassen.
Es gibt bei der StiWa ein System, dass sich tatsächlich widerholt. Ehemalige Verlierer werden zu Gewinnern, Gewinner zu Verlieren. Ob der Nutzen aus den positiven Ergebnissen den Schaden aus einem Mangelhaft aufwiegen, mag bezweifelt werden. Dass die Kommunikation mit der Stiftung zu professionelleren Verfahren und valideren Testergebnissen führt, scheint jedenfalls ein weiteres Mal wiederlegt."_
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