Diskussion auf dem velobiz.de Marketing Workshop:
Welche Bedeutung haben Fachmessen künftig?
Stefan Reisinger, Geschäftsbereichsleiter der Eurobike, Thorsten Larschow, Fahrradhändler aus Cuxhaven, Stefan Scheitz, Marketingleiter bei Sport Import, und Alexander Thusbass, Produktdesigner für Winora und Haibike, stellten sich den Fragen von Moderator und velobiz.de-Herausgeber Markus Fritsch. Die Eurobike stand im Mittelpunkt der Diskussion.
Neben der direkt nach der letzten Auflage verkündeten Neuausrichtung der Eurobike sorgte Cube mit der Ankündigung, 2016 nicht mehr in Friedrichshafen auszustellen, in der Branche für Aufsehen. Die Eurobike sei offensichtlich eine Messe, auf die einige wenige Hersteller verzichten könnten, wenn es nicht mehr ins Konzept passe, räumt Reisinger ein. Er schließt aber auch die Rückkehr von Marken wie Cube, Specialized oder Trek nicht aus. Der (vorübergehende?) Abschied sei vielleicht nur eine „Flucht nach vorn“ gewesen. Ein leeres Messegelände ist in Friedrichshafen jedenfalls nicht zu erwarten. „Die Nachfrage potenzieller Aussteller ist riesig“, berichtet Reisinger. Besonders junge und ausländische Unternehmen würden sich um einen Messestand bewerben.
Qualitätszeit fehlt
Bereits letztes Jahr hat Sport Import durch sein Fernbleiben von der Eurobike Platz für neue Aussteller gemacht. „Die Internationalisierung und Größe der Eurobike hat sich für uns negativ ausgewirkt“, erklärt Marketingleiter Scheitz. Es fehle „Qualitätszeit mit deutschen Händlern“, sofern diese überhaupt den Weg nach Friedrichshafen fänden. „Händler aus dem Nord- und Mitteldeutschland sind fast komplett weggeblieben“, so Scheitz. Die vielen internationalen Besucher seien für Sport Import dagegen uninteressant.
Den weiten Weg nach Friedrichshafen nach wie vor gerne in Kauf nimmt der Cuxhavener Fahrradhändler (Rad & Tour) Thorsten Larschow. „Die Eurobike ist eine große Show der Fahrradindustrie“, so das VSF-Vorstandsmitglied. „Ich lasse mich dort inspirieren.“ Den Show-Charakter betont auch Haibike-Designer Alexander Thusbass: „Die Order steht nicht im Vordergrund.“ Sie sei nur einer von mehreren Aspekten auf der Eurobike neben Akquise, Kundenbindung, Image- und Markenbildung sowie dem Vergleich mit anderen Marken.
Auch aus Sicht von Veranstalter Reisinger bildet die Eurobike ein „extrem breites Spektrum an Interessenlagen“ ab. Die Entscheidung, mit dem neuen Festival-Wochenende stärker auf Endkunden zu fokussieren, sei nach einem intensiven Austausch mit der Branche gefallen. Dabei trage man insbesondere den Entwicklungen der letzten zwei bis drei Jahre Rechnung. „Vor fünf Jahren hätten wir vielleicht anders entschieden.“
Einkaufstourismus durch Hausmessen?
Darin, dass sich die Messelandschaft in der Fahrradbranche wandelt, sind sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Obwohl Sport Import selbst eine veranstaltet, sieht Scheitz die Häufung von Hausmessen durchaus kritisch: „Es besteht die Gefahr, dass man Händler in eine Art Einkaufstourismus zwingt.“ Larschow kann das aus eigener Erfahrung bestätigen: „Hausmessen will ich nicht unterstützen, aber ich muss sie dennoch besuchen.“ Insgesamt habe die Reisetätigkeit des Teams von Rad & Tour kontinuierlich zugenommen. Auch aus diesem Grund würde er einen anderen Standort für die führende Fahrradmesse bevorzugen. „Hannover wäre für mich super, aber ich habe mich mittlerweile mit Friedrichshafen abgefunden.“ Er wird auch weiterhin im Spätsommer quer durch Deutschland reisen müssen, denn: „Die Eurobike wird auch in Zukunft in Friedrichshafen sein“, bekräftigt Reisinger.
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