Bericht in NZZ und Handelsblatt:
Woom rudert bei Reshoring-Plänen zurück
In normalen Zeiten ist die Fahrradbranche für Außenstehende von überschaubarem Interesse, und in der Wirtschaftsberichterstattung findet sie eher selten statt. Die markant erhöhte Nachfrage im Zuge der Corona-Pandemie hat das geändert - was sich vor wenigen Tagen in Form eines umfangreichen Berichts in der Samstagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung NZZ und auch im Handelsblatt zeigte: In beiden Publikationen legt der in Wien stationierte Wirtschaftskorrespondent Daniel Imwinkelried anhand des Kindervelo-Spezialisten Woom dar, warum die als Reshoring bekannte Rückverlagerung der Fertigung aus Fernost und näher hin zu den Absatzmärkten kein Selbstläufer ist und im Fall des österreichischen Kindervelo-Spezialisten Woom. Dieser wollte die Räder für den europäischen Markt in Polen fertigen (velobiz.de berichtete) , aber diese Pläne gerieten offenbar zuletzt ins Stocken.
Ein Faktor, der offenbar dem zunächst geplanten Reshoring nach Polen im Weg steht, ist die Tatsache, dass nicht nur die meisten Fahrradrahmen, sondern auch die Teile und Komponenten nach wie vor in Fernost gefertigt werden. Ein Hersteller wie Woom mit einem Umsatz von zuletzt EUR 86 Millionen ist für sich allein zu klein, um verschiedene Akteure entlang der Lieferkette zu einer Umverlagerung der Fertigung und entsprechenden Investitionen anzustoßen. Zudem stellt sich wegen der höheren Arbeitskosten im EU-Raum das Problem, dass eine fortgeschrittene Automatisierung der Fertigung unumgänglich ist. Die dafür benötigten Roboter sind aber wegen Engpässen bei der Versorgung mit Halbleitern und elektronischen Bauteilen kaum binnen sinnvoller Zeit lieferbar.
Auch die zuletzt anziehende Inflation, welche die Nachfrage spürbar dämpft, sowie die steigenden Leitzinsen, wodurch sich Kredite für Investitionen verteuern, sprechen im Moment laut Woom gegen eine konsequente Umsetzung der Reshoring-Pläne. So verbleiben laut Imwinkelried zwei treibende Faktoren, die nach wie vor für ein Reshoring zumindest eines Teils der Fertigung sprechen, zum Beispiel der Assemblage: Einerseits die Resilienz der Lieferkette, also die Frage, inwiefern diese auch in Krisen und Ausnahmesituationen funktioniert und rentiert. Wer die Produktion breiter abstützt, kann Krisen eher trotzen Und andererseits die Nachhaltigkeit, wo kürzere Wege und mehr Kontrolle über die Art der Gewinnung des Stroms, mit dem produziert wird, klar für eine Produktion nah an den Absatzmärkten sprechen.
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