Fahrrad 2018:
Schweiz: Jedes dritte verkaufte Fahrrad hat einen Motor
Beim Branchenforum Arena des Schweizer Branchenkongresses Infotech galten die lautesten Klagen nicht vollen Lagern und unlauteren Methoden von fachhandels-fremden Akteuren, sondern dem Mangel an qualifizierten Velo-Mechatronikern. Schon da konnte man vermuten: 2018 war an der Verkaufsfront für die Branche wohl kein schlechtes Jahr. Wie die offiziellen Zahlen von Velosuisse nun zeigen, haben wir es sogar mit einem veritablen Rekordjahr zu tun: Insgesamt wurden in der Schweiz 345.313 Velos und E-Bikes verkauft, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 2.1 Prozent entspricht. Das von April bis Oktober warme und weitgehend trockene Wetter dürften daran einen bedeutenden Anteil gehabt haben.
Dynamik mit Motor
Der andere Grund für diese erfreulichen Zahlen ist die ungebrochene Dynamik beim Absatz von E-Bikes: In dieser Sparte stiegen die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um satte 26.9 Prozent. Somit wurden 2018 erstmals mehr als 100.000 E-Bikes in einem Jahr verkauft: Die von Velosuisse ausgewiesenen 111.661 Stück entsprechen fast einem Drittel der insgesamt verkauften Velos. Das spektakulärste prozentuale Wachstum aller Sparten legten laut Velosuisse-Statistik Lastenvelos mit Hilfsantrieb hin: Die Steigerung von 386 auf 1649 verkaufte Einheiten entspricht einem Wachstum von 427 Prozent, und das fast ausschließlich zu Gunsten des Fachhandels.
Bergauf mit E-MTBs
Nochmals stärker als bei den E-Bikes für den Alltag fiel das Wachstum bei den E-Mountainbikes aus: Diese legten bei den verkauften Stückzahlen um satte 50,5 Prozent zu. Ihr Anteil an den insgesamt verkauften E-Bikes stieg damit von 32,6 auf 38,7 Prozent. Und weil E-Mountainbikes nur ganz selten zur Kategorie der schnellen E-Bikes gehören, hat deren Anteil am Absatz von E-Bikes 2018 von 18,76 auf 13,90 Prozent abgenommen. Trotz dieser markanten Abnahme bewegt sich der Anteil der schnellen E-Bikes am gesamthaften Absatz von E-Bikes in der Schweiz aber noch immer auf einem markant höheren Niveau als in den meisten EU-Staaten.
Non-E-Bikes verlieren
Während die Verkaufszahlen in Sachen E-Bike für glückliche Gesichter sorgen, leiden die Verkäufe von Velos ohne Hilfsantrieb deutlich: Der Absatz sportlicher Velos ohne Alltagsausstattung gab 2018 um 3,4 Prozent nach, derjenige von komplett ausgestatteten Alltagsvelos ohne Hilfsantrieb gar um 12,6 Prozent. Ein guter Teil der Abnahme bei den Alltagsvelos konnte aber durch Mehrverkäufen in der Kategorie der elektrisierten Alltagsvelos kompensiert werden. Anders als in manchen anderen Ländern haben Bikesharing-Angebote somit in der Schweiz noch zu keiner schwächeren Nachfrage nach Alltagsrädern geführt.
Marktanteil E-Bikes
Spannend sind zwei weitere Details der Velosuisse-Statistik: Entgegen dem Gesamttrend bei den Rädern ohne E-Antrieb wurden rund 15 Prozent mehr Rennvelos verkauft - und das fast ausschließlich über den Fachhandel, denn der Rennvelo-Absatz bei Großverteilern und Fachmärkten brach dramatisch ein. Noch bemerkenswerter ist ein weiterer Befund: Während die Anzahl der insgesamt verkauften Velos um 2,1 Prozent stieg, konnte der Fachhandel den Absatz sogar um 4 Prozent steigern. Dagegen mussten Großverteiler und Fachmärkte im vergangenen Jahr ein Minus von 1,3 Prozent verkraften - auch dies wohl eine Folge des Erfolgs von E-Bikes.
Auf Grund der höheren Verkaufspreise von E-Bikes - Velosuisse geht von einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 3.500 CH aus - dürfte sich der Zuwachs bei den Verkaufszahlen auch beim Umsatz und der Wertschöpfung bemerkbar machen.
Für Deutschland veröffentlicht der Zweirad Industrie Verband (ZIV) am 21. März in Berlin die Marktzahlen für das Jahr 2018.
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