Vergütung im Einzelhandel im Vergleich
Azubis im Fahrradshop: Von gleicher Bezahlung keine Spur
708 EUR brutto im Monat. Dies entspricht einer Erhöhung um 2,9 % gegenüber 2010 (2010: 1,3 % bzw. 688 EUR). In Ostdeutschland stiegen die Ausbildungsvergütungen im gleichen Zeitraum sogar um 4,9 % auf durchschnittlich 642 EUR (2010: 2,9 % bzw. 612 EUR). Trotzdem hatten die Azubis im Osten im Schnitt 9 % weniger im Geldbeutel als im Westen (2010: 11 %). Die Erhöhungen der Ausbildungsvergütungen relativieren sich allerdings, wenn man sie mit den Verbraucherpreisen 2011 vergleicht. Laut Statistischem Bundesamt stieg der Verbraucherpreisindex im vergangenen Jahr um 2,3 %.
Die Gehälter der Zweiradmechaniker mit Fachrichtung Fahrradtechnik (4 Jahre) und die der Fahrradmonteure (2 Jahre) in Ausbildung tauchen in der Statistik des BiBB allerdings nicht auf. Auch der Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. (VDZ) und der Bundesinnungsverband für das Deutsche Zweiradmechaniker-Handwerk haben keine Zahlen darüber. Erste Anhaltspunkte lieferte der Verbund Service und Fahrrad e.V. (VSF). Nachdem seine Mitglieder wiederholt wissen wollten, was denn in der Branche so üblich sei, startete er im vergangenen Herbst eine Umfrage. Nach der Auswertung sagt Andreas Lübeck, Teilhaber der Lübeck & Blume Unternehmensberatung und Berater des VSF: „Fahrradfachhändler zahlen sehr unterschiedlich: Gerade bei den Ausbildungsvergütungen weichen die Zahlen 70, 80, ja sogar bis zu 90 % voneinander ab.“
Warum? Zum einen legen die Chefs unterschiedliche Tarifverträge zugrunde: „Große Kaufhäuser wie z.B. Karstadt wenden den Einzelhandelstarif auch auf die Fahrradmonteure und Zweiradmechaniker in der Fahrradabteilung an“, weiß Andreas Lübeck. Ähnlich verfahren auch große Fahrradfachhändler.
Höherer Einzelhandelstarif, niedriger Handwerkstarif
Glück für jeden Auszubildenden, der nach dem Einzelhandelstarif bezahlt wird. Azubis, die z.B. im vergangenen Jahr in Hessen – außer im Landkreis Limburg-Weilburg – die Ausbildung zum Zweiradmechaniker antraten, bekamen 665 EUR am Monatsende auf ihr Konto überwiesen (2. Lehrjahr 729 EUR, 3. Lehrjahr 832 EUR, 4. Lehrjahr 899 EUR).
Je nach Region gibt es allerdings erhebliche Unterschiede, da es im Einzelhandel keinen Branchentarifvertrag gibt. Informationen zu den Ausbildungsgehältern im Einzelhandel, aufgeschlüsselt nach Bundesland und Ausbildungsjahr, gibt es unter http://www.boeckler.de/wsi-tarifarchiv_2272.htm#h . Dort ist auch der Stichtag vermerkt, ab wann die abgeschlossenen Tarifverträge jeweils gelten.
Andere Fahrradhändler zahlen nach Handwerkstarif. Laut VSF meldete die Landesinnung Hessen, dass Azubis dann für die gleiche Arbeit im ersten Lehrjahr nur 375 EUR (2. Lehrjahr 425 EUR, 3. Lehrjahr 475 EUR, 4. Lehrjahr 525 EUR) erhielten. Doch auch hier gibt es regionale Unterscheide. Die Zahlen der Agentur für Arbeit mit Stand vom 1. August 2011 zeigen, wie weit die Ausbildungsvergütung im Fahrradfachhandel auseinanderdriften kann. Fahrradmonteure und Zweiradmechaniker verdienen demnach im ersten Ausbildungsjahr 299 bis 613 EUR (2. Ausbildungsjahr 345 bis 648 EUR, 3. Ausbildungsjahr 419 bis 718 EUR, 4. Ausbildungsjahr 470 bis 755 EUR).
Josef Brunner, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bayern nennt einen weiteren Grund für die unterschiedliche Bezahlung: "Die IG Metall verfügt in diesen Betrieben aufgrund der kleinen Betriebsgrößen kaum über Betriebsräte und hat deshalb nur wenige Mitglieder. Dieser Umstand wiederum verschlechtert die Möglichkeiten, auf qualitativ bessere Tarifverträge zu drängen. Hierin ist auch ein Grund für die niedrigen Ausbildungsvergütungen innerhalb der Branche zu finden." Anders sieht es da im Kraftfahrzeuggewerbe aus, das besser organisiert ist, aber auch größere Betriebe umfasst. Dort werden z.B. in Bayern seit 1. September 2011 im 1. Ausbildungsjahr 595 bis 645 EUR, im 2. Ausbildungsjahr 615 bis 665 EUR, im 3. Ausbildungsjahr 666 bis 716 EUR und im 4. Ausbildungsjahr 723 bis 773 EUR gezahlt.
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