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v.l.: hengxiang Zhang (GM Wuxi Shengda Vehicle Technology), Pan Ma (China Council of Promotion), Dr. Krzysztof Senger (President of Polish Investment&Trade Agency), Qinghua Wang (CEO Bafang), Tony Grimaldi, Severine Lönne
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Neues Werk in Polen eröffnet:

Bafang rückt näher an europäische OE-Kunden

Unter den chinesischen Herstellern von E-Bike-Antrieben ist Bafang der Primus: Die Marke ist schon seit 2004 in Europa aktiv und kann auf langjährige Geschäftsbeziehungen mit europäischen Herstellern verweisen. Dass Bafang nun eine Niederlassung in Polen eröffnet, hat nicht so sehr mit den Antidumping-Strafzöllen der EU gegen China zu tun, sondern mit dem Streben, die Logistik und den Service nochmals markant zu verbessern und näher an OE-Kunden zu rücken.

v.l.: hengxiang Zhang (GM Wuxi Shengda Vehicle Technology), Pan Ma (China Council of Promotion), Dr. Krzysztof Senger (President of Polish Investment&Trade Agency), Qinghua Wang (CEO Bafang), Tony Grimaldi, Severine LönneOffizielle Eröffnungszeremonie in Polen.Qinghua Wang, CEO BafangAußenansicht des neuen Gebäudes in PolenMontagelinie in Wroclaw

Bisher verließ sich der chinesische Hersteller von E-Bike-Antriebssystemen Bafang zur Betreuung von OE-Kunden in Europa und für den Aftersales-Service auf zwei Niederlassungen, einmal in Wijchen bei Nijmegen und einmal im hessischen Schloss Holte-Stukenbrock. Wegen des schnell wachsenden E-Bike-Markts in Europa entschied sich Bafang bereits vor vier Jahren, eine weitere Niederlassung im Osten Europas zu eröffnen - die erste Fertigungsanlage überhaupt außerhalb Chinas. Diese wurde im Juni 2018 im polnischen Handelsregister registriert und ist in einer großen Lagerhalle mit Büros eingemietet, die erst im April 2019 fertiggestellt wurde. Einer der Nachbarn ist ein Fulfillment Centre von Amazon, was für eine optimale Anbindung des südlich von Breslau gelegenen Gewerbegebiets „Panattoni Park Wroclaw“ an das Eisenbahnnetz sowie an Autobahnen nach Deutschland und Tschechien spricht.

Die Antidumping-Strafzölle sind nicht der Grund

Am Dienstag nach der Eurobike erfolgte die feierliche Eröffnung, zu der insgesamt rund 200 geladene Gäste erschienen - viel Prominenz aus der Fahrradbranche und eine kleine Schar an Journalisten, aber auch Vertreter der lokalen Politik und der chinesischen Botschaft in Polen. Für einen guten Schuss China-Exotik sorgte dabei zum Auftakt ein von Trommeln begleiteter und von polnischen Kampfsportlern vorgetragener Löwentanz, der dem Unternehmen Glück und Prosperität sichern soll.

Das Hauptmotiv hinter der Eröffnung des Bafang-Montagewerks in Polen waren nicht etwa die im Oktober 2018 beschlossenen Antidumping-Strafzölle der EU gegen in China produzierte E-Bikes und E-Bike-Komponenten. „Dass die Strafzölle für in Polen montierte Antriebe entfallen, ist aus der Sicht von Bafang ein willkommener Nebeneffekt, aber dies war nicht das eigentliche Motiv, um in Polen zu investieren“, betont Mitgründer Sunny He auf Nachfrage.

In seiner Eröffnungsrede führte der Präsident und CEO von Bafang Electric Qinghua Wang aus, warum Bafang in einem ersten Schritt USD 16 Millionen in Polen investiert: „Wegen des rasch wachsenden E-Bike-Markts in Europa haben wir schon vor vier Jahren entschieden, in die Logistik vor Ort zu investieren und Motoren in Europa zu assemblieren. So können wir die Wege zu hiesigen OE-Partnern und Montagebetrieben in Ländern wie Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Bulgarien und Rumänien verkürzen und zugleich unser Service-Niveau auf eine höhere Ebene bringen. Dazu wird auch ein Service-Team in Wroclaw stationiert. Schließlich erwarten E-Bike-Kunden, dass ihnen im Fall eines technischen Problems rasch geholfen wird. Die polnische Handelskammer war uns beim Aufgleisen des Projekts eine große Hilfe. Zudem herrscht im Raum Breslau kein Mangel an gut ausgebildeten Industriearbeitern.“

Raum für weitere Expansion ist vorhanden

Für Polen kamen die Pläne von Bafang wie gerufen, da die Regierung den Sektor E-Mobilität durch die Ansiedlung von Unternehmen gezielt stärken will. Der Präsident der polnischen Agentur für Investitionen und Handel Dr. Krzysztof Senger hob die Rolle von Bafang als Pionier in dieser Hinsicht hervor. Als geladene Gäste aus der Fahrradindustrie verwiesen Cycleurope Group-CEO Tony Grimaldi und Prophete-Präsidentin Severine Lönne auf ihre langjährige, erfolgreiche Kooperation mit Bafang und lobten dabei insbesondere die Bereitschaft des chinesischen Vorreiters in Sachen E-Bike-Antriebe, seinen OE-Kunden genau zuzuhören und flexibel auf deren Bedürfnisse einzugehen - selbst dann, wenn sich ein Projekt als komplizierter herausstellt als ursprünglich angenommen. Dies war laut Grimaldi der Fall, als sein Unternehmen an einer Ausschreibung der französischen Post für E-Bikes Teil nahm und schließlich den Zuschlag erhielt.

Bei der Besichtigung der Räumlichkeiten in der neuen Niederlassung wurden an zwei Produktionslinien Mittelmotoren aus Teilen montiert, die per Bahn aus China angeliefert worden waren. Künftig will Bafang mit lokalen Zulieferern kooperieren, damit das polnische Montagewerk weniger abhängig von Lieferungen aus Asien ist. Dazu kommt eine Produktionslinie in einem abgetrennten, staubfreien Bereich, die der Montage von Displays und Kontrolleinheiten dient - also der Fein- und Lötarbeit an der Elektronik. Insgesamt nimmt die polnische Niederlassung von Bafang eine Fläche von 6000 Quadratmetern ein, wobei 800 Quadratmeter auf Büros entfallen. Die Anzahl der Angestellten betrug bei der Eröffnung rund 50 Personen. Rund ein Viertel der eigentlichen Werkhalle belegt ein Hochregallager, und auch eine Werkstatt zur Montage von Test- und Musterrädern darf nicht fehlen. Zudem bietet die Halle Raum für einen künftigen Ausbau der Fertigung. Ein erster, kleiner Schritt ist in dieser Hinsicht bereits für 2020 geplant.

12. September 2019 von Laurens van Rooijen

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