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Cyclingworld Europe in Düsseldorf

Fahrradbranche setzt positives Stimmungszeichen

Obwohl die Krisenzeiten in der Fahrradbranche noch nicht zu den Akten gelegt werden können, zeigten sich viele Marktteilnehmer auf der Cyclingworld Europe in Düsseldorf optimistisch. Die Verbraucherstimmung ist gut. Passend dazu expandiert die Messe selbst im kommenden Jahr international.

Die Cyclingworld Europe verkörperte vom vergangenen Freitag bis Sonntag den Saisonauftakt für die Fahrradbranche. Zahlreiche Händler sowie Endverbraucherinnen und Endverbraucher strömten in die drei Messehallen auf dem Areal Böhler und unternahmen Testfahrten im Außenbereich. Ein vielfältiges Rahmenprogramm sorgte für Unterhaltung. Erstmals wurden in diesem Jahr alle Hallen des Veranstaltungsorts in Düsseldorf genutzt und ausstellerseitig gut gefüllt.

Die Messe wurde von vielen Brancheninternen als positives Stimmungszeichen gewertet, so etwa von Joe Fuchs, Key Account Manager beim Schweizer Hersteller Benno Bikes: „Allgemein ist eine sehr lockere Stimmung mit den Leuten und auch mit den Händlern. Es ist ein Miteinander in der Fahrradbranche, das merkt man allgemein. Seit den Coronazeiten haben viele Händler hohe Bestände im Lager gehabt, was natürlich nicht immer einfach war. Wirtschaftlich gesehen war das sicher für viele eine Herausforderung. Aber man sieht, dass die Messe sehr breit gefächert ist. Man kann hier neue Ideen sammeln und Innovationen sehen. Die Stimmung ist sehr freundlich, die Endkonsumenten haben Spaß. Im Januar-Loch hatte ich etwas Bedenken und fand das Jahr schwer einzuordnen. Aber ich habe ein sehr gutes Gefühl. Das Wetter im Februar war besser als gedacht. Es gibt neue Chancen, dass alle wieder ein bisschen zufriedener sind. Ich denke, man kann etwas reißen, aber man muss am Ball bleiben.“ Besonders wichtig sind laut Fuchs die Testmöglichkeiten, die die Messe für die Endverbraucher bietet.

Verbraucher nehmen Innovationen wahr

Neben dem Interesse ist auch Verbraucherexpertise hoch, erklärt Lennart Johannes, Außendienstler bei Pierer New Mobility: „Wir haben ein nachhaltiges Kaufinteresse und generell Interesse am Radfahren, auch noch durch die Coronazeit und dadurch, was in der Branche in den letzten Jahren passiert ist. Es gab viele Neuheiten, die die Verbraucher super fasziniert haben. Gerade hier in Düsseldorf sehe ich, dass die Leute Lust haben, sich weiter dafür zu begeistern und immer auf der Suche sind nach Neuheiten. Man merkt, wenn man ein älteres Modell oder eine Ausstattung mitbringt, die vielleicht nicht mehr top-aktuell ist, weiß der Verbraucher das und nimmt es auch so auf. Wenn ein Hersteller hier Neuheiten zeigt, hat er definitiv das Interesse der Verbraucher auf seiner Seite. Das Produkt und der Markt können es gut gebrauchen, dass die Branche so innovationsgetrieben ist.“


Eightshot zeigte auf der Cyclingworld Europe den Prototypen eines E-Mountainbikes in 24 Zoll.

Innovativ zeigten sich einige Hersteller und präsentierten Produktneuheiten. Am Stand von Puky gab es bei der Marke Eightshot das erste E-Mountainbike der Marke, den Prototyp des Loamer 24 zu sehen. Das Modell kommt mit 250 Wh-Akku und X35-Antrieb von Mahle und wiegt 15,5 Kilogramm. Marc K. Thiel aus der Puky-Geschäftsführung kommentiert das Konsumenteninteresse: „Die Stimmung der Verbraucher*innen haben wir in unseren Gesprächen als ausgesprochen positiv empfunden. Zahlreiche Familien, einschließlich Eltern und Großeltern, informierten sich gemeinsam mit ihren jüngsten Familienmitgliedern über Neuheiten für den kommenden Frühling. Besonders hervorzuheben ist das Interesse an unserer Puky Leichtbauserie LS-Pro sowie am JamBam Dirtbike von Eightshot, welches mit dem renommierten Cycling Award in Gold ausgezeichnet wurde. Vor diesem Hintergrund blicken wir sehr optimistisch auf die kommende Fahrradsaison.“

Für den französischen Hersteller O2feel, der erst seit dem vergangenen Jahr nach Deutschland expandiert (velobiz.de berichtete) , stand im Vordergrund, die Markenbekanntheit hierzulande zu vergrößern. Denis Mortazavi, O2feel Vertriebsleiter Deutschland: „Wir sind zum ersten Mal auf dieser Messe und nehmen wahr, dass Interesse an unserem Produkt besteht, die erste Frage aber immer ist, wo wir herkommen und wer wir sind. Speziell im Bereich der Cargobikes vernehmen wir aktuell das größte Interesse. Unsere Erwartung für dieses Jahr ist, dass wir als Marke mehr wahrgenommen werden und den Händlern zeigen, dass wir nicht einfach ein Newcomer auf dem Markt sind. Uns gibt es bereits seit 15 Jahren, in Deutschland aber erst seit letztem Jahr. Unser Ziel ist, ein Netzwerk aufzubauen und nach so viele Menschen wie möglich glücklich zu machen mit unseren Rädern.“ Am Stand des Unternehmens stand neben neuen Lastenradvarianten ein vollgefedertes E-Bike im Mittelpunkt, ein Prototyp, der im kommenden Monat in die Produktion gehen soll.
Carlo Schmelter aus dem Außendienst von Hersteller Stevens schließt sich der positiven Stimmung ebenfalls an und vernimmt aus dem Fachhandel, dass die Saison bereits angerollt ist. „Wir nehmen das Fahrrad weiterhin als sehr gefragtes Fortbewegungsmittel wahr. Sowohl als Freizeit- und Sport, aber auch als Pendlerfahrzeug. Auf der Cyclingworld merken wir, dass die Menschen Lust auf und Interesse am Fahrrad haben und es als Zukunftsmobilität, sowohl mit elektrischer Unterstützung, als auch ohne, annehmen. Als reine Fachhandelsmarke haben wir einen starken Bezug zum Einzelhandel und bekommen die Rückmeldung, dass mit dem Saisonstart und dem besser werdenden Wetter mehr Leben in die Läden kommt und die Nachfrage steigt.“

Zubehör verursacht weniger Lagerprobleme

Zubehörspezialist Basil brachte in diesem Jahr in erster Linie Taschen mit auf die Cyclingworld, um das Angebot in diesem Produktsegment bekannter zu machen. Bartosz Bialy, Account Manager Deutschland, erklärt, wie er die Konjunktur im Zubehörbereich zum Beginn der Fahrradsaison sieht. „Wir sind allgemein sehr positiv überrascht vom Start. Wir haben damit gerechnet, dass das Jahr langsamer anläuft. Schlussendlich hatten wir bisher ein erstes gutes Quartal, besser als im letzten Jahr. Wir denken, dass die Probleme händlerseitig auch eher im Fahrradbereich liegen als im Parts-Bereich und sind eigentlich sehr positiv gestimmt. Was wir an Aufträgen von Großhändlern und an Vorordern reinbekommen, ist sehr positiv, deshalb denken wir, dass es ein gutes Jahr wird.“
Auch beim Beleuchtungs- und Schlossexperten Axa ist der Ausblick für das laufende Jahr positiv. Insgesamt zeige sich das hochpreisige Segment am stabilsten. Die Kaufzurückhaltung ist also ungleich verteilt. Carmelo Palumbo, Sales Manager DACH bei Axa meint: „Die Talsohle ist im letzten Jahr erreicht worden. Wir haben ein Publikum, was bereitwillig ist, zu kaufen. Der hohe Bestand aus dem letzten Jahr ist immer noch etwas, was sich in dieses Jahr mitreintransportiert.“ Von einer Stagnation könne allerdings nicht die Rede sein, so Palumbo: „Wir haben draußen viele Kunden, die sich für verschiedene Typen von Fahrrädern interessieren. Für jede Gruppe, ob alt ob jung, ob männlich, weiblich oder was auch immer, findet sich das richtige Bike. Dementsprechend gibt es Anregungen. Wir versuchen das mitzubegleiten, mit allem, was an Zubehör benötigt wird und sind zuversichtlich, was die Zahlen für 2024 angehen.“ Solange das Wetter mitspielt, dürfte das Jahr sich insbesondere in der zweiten Hälfte als sehr erfolgreich erweisen, so Palumbos Erwartung. Im OEM-Bereich dürfte es noch Schwierigkeiten geben, die Mengenplanung präzise zu gestalten. „Das ist, als würde man jetzt einen Reset-Knopf drücken und sich wieder neu finden müssen.“

Alter Standort bleibt, neuer kommt hinzu

Die Cyclingworld Europe wird auch im kommenden Jahr dem Areal Böhler treu bleiben. Wir freuen uns sehr, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Areal Böhler fortzusetzen“, sagt Stefan Maly, Veranstalter der Cyclingworld Europe. „Das Areal bietet mit seiner einzigartigen Atmosphäre und der hervorragenden Infrastruktur den idealen Rahmen den Festivalcharakter unserer Messe umzusetzen. Hier können wir zum einen unseren Besucher*innen ein außergewöhnliches Messeerlebnis bieten und sind gleichsam für die Unternehmen der Branche aus aller Welt der perfekte „Place to meet“.
Ab dem kommenden Jahr wird die Cyclingworld neben Düsseldorf auch erstmals in den USA, genauer in New York ausgerichtet werden. Vom 1. Bis 4. Mai 2025 ist die Cyclingworld New York City an die TD Five Boro Bike Tour angegliedert, eins der größten Events für urbane Fahrradkultur weltweit. Rund 34.000 Freizeitfahrer jeder Couleur nehmen an der Radtour teil. „Die Ausrichtung der TD Five Boro Bike Tour passt natürlich perfekt zur DNA der Cyclingworld, die mit einer Allianz aus europäischen und amerikanischen Ausstellern ein attraktives Gesamtpaket ergibt“, so Stefan Maly. Standort der Cyclingworld New York City wird eine Event-Halle am Pier 36 in Midtown Manhattan, unweit vom Times Square sein. „Natürlich möchten wir mit 150 bis 200 Ausstellern in einem kleineren Rahmen als bei der gewohnten Cyclingworld Europe starten. New York mit Manhattan bietet unseren Ausstellern eine fantastische Kulisse mit perfekten Anknüpfpunkten, um die Menschen der Millionenmetropole zu erreichen. Wir denken daher, dass die Cyclingworld New York bei allen Beteiligten auf fruchtbaren Boden fällt und wir uns langfristig an der Ostküste der USA als Messe für feine Fahrradkultur etablieren können“, so Stefan Maly weiter.

18. März 2024 von Sebastian Gengenbach

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